Geld oder Thronstellen erkauft, auch schützen vor der rächenden Sühne der Verachtung, womit die Oeffentlichkeit sie straft; nur durch die Dunkelheit kann sie das Volk in der Abhängigkeit, in der Verehrung der Königin, in der rastlosen Arbeit für die faulen Bevorrechteten erhalten – sobald der Lichtstrahl des hellen Tages auf diesen versumpften Pfuhl der Korruption fällt, zeigen sich alle jene häßlichen Giftpilze, welche unter dem Schutze der Nacht in dem ekelen Staatsgebäu empor wuchern konnten, und sinken dann verdorrt zusammen, gefolgt von dem Hohne und der Verachtung. Freilich aber bilden diese Giftpilze wieder die Säulen des konstitutionellen Thierstaates, und die Dunkelheit ist eine der Garantieen seines Bestehens. Er fällt auseinander, sobald man auf der Beleuchtung seines innersten Wesens beharrt. Man hat versucht, gläserne Bienenstöcke zum Studium des konstitutionellen Systems zu gebrauchen. Die Bienen überklebten die Glasscheiben mit Stopfwachs. Man machte Schieber über das Glas, durch welche nur von Zeit zu Zeit Licht einfiel, während man hineinschaute. Bei dem ersten Strahl gerathen Alle, besonders aber die adligen Müssiggänger, in große Unruhe – eilig kriechen sie an die beleuchtete Stelle und verfinstern sie mit ihren Leibern – die Laufmägde fliegen aus und holen Stopfwachs, um dem Tag den Eingang zu verkleben. Stundenlang aber bemerkt man nach solch’ einer Beleuchtung revolutionäre Agitation im Innern, heftiges, scharfes Summen der Arbeiter, Störung der Bauten, unruhiges Betragen der adligen Drohnen, besorgtes Hin- und Herwandern der Königin.
Besteht man darauf, den Bienenstaat zu beleuchten, das Stopfwachs immer wieder von den Glasscheiben abzukratzen,
Carl Vogt: Untersuchungen über Thierstaaten. Literarische Anstalt, Frankfurt am Main 1851, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Untersuchungen_%C3%BCber_Thierstaaten-Carl_Vogt-1851.djvu/74&oldid=- (Version vom 1.8.2018)