helle Tageslicht in sein Inneres dringt. Der Uebervortheilte kommt zur Einsicht seines jämmerlichen Verhältnisses, er schüttelt es von sich ab, stürzt sich mit Leib und Seele in die anarchische Bewegung, und sucht als einzelnes Individuum das Glück zu erhaschen, das ihm der Staat nicht bieten konnte. Freilich endet dieser Versuch unglücklich für die Meisten. Denn die lange Sklaverei, die methodische Verdummung, die gänzlich verfehlte Erziehung haben die meisten Arbeitsbienen der Fähigkeit beraubt, sich in der Anarchie bewegen und forthelfen zu können. Eben so unmöglich ist es ihnen, einen andern Staat zu gründen. In dem engen Zirkel thierisch-konstitutioneller Anschauungen erzogen, vermögen sie nicht, ihren Blick zu andern socialen oder nur republikanischen Staatsformen zu erheben und so einen allmäligen Uebergang vom Konstitutionalismus zu der Anarchie der Kultur zu bilden. Sie sind unfähig, eine andere Staatsform zu begreifen, als diejenige, welche sie um jeden Preis von sich abgeschüttelt haben und zu welcher sie in keinem Falle zurückkehren wollen. So stürzen sie sich denn in die Anarchie der rohen Individualität, und der Bienenstaat geht zu Grunde.
Zuweilen gibt es reuige Anarchisten, welche zum konstitutionellen System zurückzukehren streben, indem sie einen andern Bienenstaat suchen, worin sie Bürger zu werden trachten. Vergebliches Beginnen! Mit Hohn, mit Verachtung, mit Haß wird der reuige Sünder zurückgewiesen, aus dem Staate weggeschafft, exilirt, ja selbst zuweilen von erbitterten royalistischen Proletariern standrechtlich behandelt und dem beleidigten konstitutionellen Systeme als Opfer dargebracht.
Darum, du lieber Anarchist,
Bleib’ stets, was du gewesen bist!
Carl Vogt: Untersuchungen über Thierstaaten. Literarische Anstalt, Frankfurt am Main 1851, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Untersuchungen_%C3%BCber_Thierstaaten-Carl_Vogt-1851.djvu/76&oldid=- (Version vom 1.8.2018)