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stimmte er ein Lied an und sprach Weiheworte über die beiden Gefässe. Dann gingen die Hexen und der Hexenmeister um den Stein herum. Der Bock gab ihnen aus dem Kelch zu trinken und aus der Schüssel zu essen, aber der Trank aus dem Kelch war so bitter wie Galle, und das Brod aus der Schüssel so zähe wie Leder. Als der Umgang beendet war, fingen alle an zu tanzen, der Bock aber tanzte mit allen Hexen. Wenn er mit einem Hexenmeister tanzte, so schien es, als tanzte er nicht mit einem Mann, sondern mit einer Frau, tanzte er aber mit einer Frau, so war er wie ein schöner Jüngling anzusehen.

Sobald der Tanz zu Ende war, verschwand der Bock unter üblem Geruch. Darauf ritt die ganze Gesellschaft auf Besenstielen und Ofengabeln nach Hause.

Sassleben.     
39.

Alte Leute in Vetschau wissen sich noch zu erinnern, dass, als eine alte Frau, welche überall für eine grosse Hexe galt, starb, sich ein furchtbarer Sturm in der Nähe ihres Hauses erhob.

Man trug den Sarg aus dem Hause, um ihn auf die Bahre zu stellen; da fing der Sturm an, noch fürchterlicher zu wüthen, ja der Sargdeckel hob sich öfter in die Höhe, so dass er mit starken Stricken festgebunden werden musste.

Kurz vor ihrem Tode soll sich auch ein schwarzer Hund an ihrem Sterbelager gezeigt haben. Da soll die Frau immer gesagt haben: „Willst Du fort? willst Du fort?“ Aber der schwarze Hund soll nicht eher fortgewesen sein, bis die Frau gestorben war. Darauf erhob sich der grosse Sturm.

Vetschau.