Versunkene Wagen.
Dicht bei der Stelle, wo jetzt die Madlower Kirche steht, ist früher ein tiefer Pfuhl gewesen. In diesem Pfuhl soll sich ein Wagen befinden. Der Wagen soll aber auf folgende Weise in den Pfuhl hineingerathen sein: Es kam einst ein Fuhrmann des Weges gefahren. Da wurden ihm die Pferde scheu, so dass er sie nicht zu halten vermochte, und rannten mit dem Wagen in den Pfuhl. Der Pfuhl war so tief, dass der Fuhrmann mit dem ganzen Gespann in demselben versank. Trotzdem man später den Pfuhl trocken gelegt und den Boden umgearbeitet hat, ist von dem Wagen nichts zum Vorschein gekommen.
Früher führte ein Weg von Göritz nach Vetschau durch den sogenannten Stradower Grund. Es giebt Leute in Stradow, welche erzählen, dass aus diesem Grunde oftmals zur Nachtzeit eine Kutsche, mit schwarzen Pferden, welche aber alle ohne Köpfe waren, bespannt, angefahren gekommen ist. Die Leute haben oft, wenn ihnen die Kutsche begegnet ist, ausweichen müssen, um das Gespann vorbei zu lassen. Wenn sie in einem solchen Falle nicht gleich bei Seite getreten sind, so sind sie so heftig zur Erde geworfen worden, dass ihnen alle Glieder im Leibe weh gethan haben.
Die Kutsche soll deshalb aus dem Stradower Grunde kommen, weil einst eine solche darin zur Nachtzeit versunken ist.
Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880, Seite 380. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Veckenstedt_-_Wendische_Sagen,_M%C3%A4rchen_und_abergl%C3%A4ubische_Gebr%C3%A4uche.pdf/400&oldid=- (Version vom 26.9.2016)