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die des Skorpions aus dem Mediumwechsel heraus zu erklären, oder durch morphologische Daten wahrscheinlich zu machen.

[Diese Figuren sind nicht gemeinfrei.]
Fig. 3. Mündung der Buchtracheen an der Ventralseite des Abdomens, A bei Uroproctus assamensis ♂ (Pedipalpi) und B bei Liphistius desultor ♀ (Araneae). Nach Zeichnungen von Pocock aus Lankester 1904, p. 242, Textfig. 56 und p. 249, Textfig. 64. Das erste Sternit ist gehoben und nach vorne gezogen, um die darunter liegenden Organe, besonders die Buchtracheen zu zeigen. G Genitalöffnung; St 1, St 2 erstes und zweites Sternit; Tr. L Buchtracheen.

Prüfen wir nun die andere Möglichkeit, daß die Augen von Limulus aus denen der Skorpione hervorgegangen seien, und versuchen wir uns darüber klar zu werden, welchen Einfluß der Übergang zum Wasserleben auf die Augen und auf das Sehen des Skorpions ausüben würde. Bei den Hauptaugen würde unter Wasser durch die viel geringere oder fehlende Brechung der Lichtstrahlen an der konvexen Vorderfläche der unbedeckten Linse das Bild ziemlich weit hinter die Netzhaut fallen, so daß im Auge nur ein sehr undeutliches Bild entstehen würde. Das Tier würde also mit seinen Hauptaugen nicht mehr gut sehen können, und diese würden, wie alle nutzlosen Organe, zurückgebildet werden oder ganz verschwinden. Die Änderung des Mediums würde also das Fehlen der Hauptaugen bei den Merostomen erklären.

Die gehäuften Lateralaugen des Skorpions sind ebenfalls Linsenaugen, und jedes einzelne würde, wie die Hauptaugen, durch den Übergang zum Wasserleben in seiner Leistungsfähigkeit beeinträchtigt werden. Aber es kommt bei den Lateralaugen, die recht primitiv gebaut sind, nicht so sehr auf die Vollkommenheit des Bildes an, welches in jedem entsteht. Vielmehr arbeiten sie zusammen, wie die Ommata eines Facettenauges. Namentlich für die Beobachtung sich bewegender Gegenstände ist eine solche Gruppe einfacher Augen geeignet, da dann die einzelnen Augen nacheinander gereizt werden. Es ist dabei nicht so wesentlich, ob das in jedem Auge entstehende Bild auf oder hinter die Netzhaut fällt, wenn das Auge nur gereizt wird und das Tier dadurch auf die in seiner Nachbarschaft sich bewegenden Objekte aufmerksam gemacht wird. Die Lateralaugen könnten also erhalten bleiben und zwar so, daß sie nur noch zusammen, wie Ommata, wirken. Man kann sich sehr gut

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Jan Versluys: Die Abstammung und Differenzierung der Gigantostraken. Gebrüder Borntraeger, Berlin 1923, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Versluys_Abstammung_und_Differenzierung_Gigantostraken.djvu/8&oldid=- (Version vom 1.8.2018)