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Ich nahm einige Flaschen davon mit; hier folgt das Resultat einer sehr genauen Untersuchung desselben, die Dr. Serda von der Straßburger Universität mit der größten Sorgfalt angestellt hat.[1]

Der See enthält nur eine Fischart, den Tekrit, der von einigen Schriftstellern auch Tarikh genannt wird. Es ist dies eine Art großer Weißbarsch von einer Länge von ungefähr zwanzig Centimetern. Die Höhe seines Leibes scheint im Verhältnis zu seiner Länge weniger beträchtlich als bei dem Barsch unserer Gewässer, auch schienen mir die Schuppen des Tekrit kleiner zu sein.

Die Gewohnheiten dieses Fisches haben zu einer Menge sich widersprechender Meinungen Veranlassung gegeben.

Es ist Thatsache, daß man während des größten Teiles des Jahres nicht ein einziges Exemplar dieses Fisches fängt. Im Frühling, in der zweiten Hälfte des März, sobald die Laichzeit beginnt, sieht man unzählbare Mengen des Fisches in den Zuflüssen des Sees hinaufsteigen. Der Fang geschieht auf sehr einfache Weise. Hinter kleinen Wehren werden Körbe aufgestellt; sind die Fische vor dem Hindernis angelangt, so versuchen sie darüber zu springen und fallen dabei in die Körbe, wo sie nun gesammelt werden. Diese Zeit der Fischerei dauert ein wenig länger als einen Monat; Jaubert schätzt das Ergebnis auf 50 000 bis 60 000 Piaster (ein Piaster galt damals 56 Pfg).

Die Fische werden getrocknet oder in Salzwasser gelegt und können dann weit verschickt werden. Das Fleisch des Tekrit ist rot, schmeckt fade und ist überhaupt eine erbärmliche Speise.

Wo hält sich der Tekrit während des übrigen Teiles des Jahres auf? „Auf dem Grunde des Sees,“ antworteten ohne Zaudern die Leute der dortigen Gegend, und nach ihnen erzählten dies auch verschiedene Reisende.

Ich für meinen Teil muß gestehen, daß es mir schwer fällt zuzugeben, daß ein Süßwasser-Fisch in dem Wasser, das einen solchen Salzgehalt hat, leben könnte.

Ich glaube vielmehr, daß die Flüsse, die in den See münden, sehr langsam ihr Wasser mit dem salzigen Seewasser vermischen, vielmehr an seiner Oberfläche noch lange Strecken von verhältnismäßig süßem Wasser bilden, in dem der Tekrit lebt.

  1. In tausend Gewichtsteilen Wasser sind enthalten:
    Fe (HCO3)2 Kohlensaures Eisen: 0,0488
    Mn (HCO3)2 Kohlensaures Mangan: 0,0360
    Mg (HCO3)2 Kohlensaure Magnesia: 5,7308
    Ca (HCO3)2 Kohlensaurer Kalk: 0,4692
    Na2CO3 Kohlensaures Natron: 71,4428
    SrSO4 Schwefelsaures Strontium: 0,0111
    CaSO4 Schwefelsaurer Kalk: 0,5928
    R2SO4 Schwefelsaures Kali: 9,7655
    Na2SO4 Schwefelsaures Natron: 26,6527
    NH4Cl Ammonium-Chlorür: 0,1699
    NaCl Chlornatrium: 98,3835
    Ca5(PO4)2 Phosphorsaurer Kalk: 0,0319
    SiO2 Kieselsäure: 0,7284
    Al2O3 Alaunerde: 0,0347
    Gesamt: 211,0979
    Außerdem enthält das Wasser noch eine Menge organischer Substanzen.
Empfohlene Zitierweise:
Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/201&oldid=- (Version vom 1.8.2018)