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In dem Maße, wie wir uns Tekrit näherten, schien das linke Ufer angebaut; etwas Bestimmtes konnten wir aber wegen der Erhebung der Ufer nicht sehen. Doch die beträchtliche Menge der Schöpfmaschinen, die sich längs des Ufers befinden, ließen auf die Kultur schließen.

Fast überall gestalten die drei bis fünf Meter hohen Ufer die Anlegung der Bewässerungskanäle zu einem sehr verwickelten Problem. Die früheren Monarchien im Islam haben solche Bewässerungsanlagen ausgeführt, und die Reste dieser alten Kanäle – Nahr oder Schatt genannt – zeigen heute noch, welche Summe von Arbeiten zu einer solchen Anlage erforderlich war. Heute leisten diese zerstörten oder verstopften Kanäle keinen Dienst mehr, und man darf auch von der türkischen Regierung nicht erwarten, daß sie diese Anlagen wieder herstellen läßt.

Durchschnitt einer Schöpfmaschine an dem Tigris.

Als Ersatz dafür haben die jetzigen Bewohner der dortigen Gegend eine sehr ingeniöse Art der Bewässerung eingeführt, die ich in Nachstehendem zu erklären versuchen will.

Sie höhlen in das Ufer des Flusses eine zwei bis drei Meter tiefe und breite Vertiefung aus. Die Skizze giebt einen senkrechten Durchschnitt an, so daß man nur eine der Seitenwände des Grabens erkennen kann. Über diesen Einschnitt bringt man auf einem Rahmengestell von Balken C F F1 dem vorn an der Einrichtung ein zweites symetrisches Gestell gegenübersteht, zwei große Wellen oder noch besser zwei Flaschenzüge an (C D).

Der Apparat, mit dem das Wasser geschöpft wird, ist eine Art großer Trichter aus Kupfer (A B). Dieser Trichter wird durch Stricke aufrecht gehalten, die über die Wellen laufen und sich bei E vereinigen. Will man den Trichter mit Wasser füllen, so läßt man ihn in das Wasser des Flusses hinab. Sobald sich der Trichter zwischen den Flaschenzügen und dem Niveau des Wassers befindet, erhebt sich das

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Paul Müller-Simonis: Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen. Verlag von Franz Kirchheim, Mainz 1897, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Kaukasus_zum_Persischen_Meerbusen.pdf/331&oldid=- (Version vom 1.8.2018)