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und bis nach Faucogney in Burgund. Sie schädigen dabei nicht nur den Feind; auch der Bischof von Basel und der Markgraf klagen über sie.

Aus einer solchen ungeordneten Unternehmung erwuchs der Zug in die Waadt im April und Mai 1475. Eine starke Freischar hatte sich nach Ostern des Schlosses Pontarlier bemächtigt, dann durch die burgundische Macht, die sie hier belagerte, kühn hindurchgeschlagen und zog mit reicher Beute der Heimat zu. Hier war mittlerweile durch Bern und Solothurn ein Ersatzheer aufgeboten worden, das sich jetzt mit der Schar von Pontarlier vereinigte und zuerst gegen Hochburgund wendete, dann, alles Land verwüstend und immerfort gegen den Feind kämpfend, den Rückmarsch antrat. Aber auch in der Niedern Vereinigung wurde es auf die Kunde von diesen Dingen lebendig. Man fühlte, daß es mehr gelte als einen gewöhnlichen Raubzug, daß unter der kräftig entschlossenen Führung des Berners Niclaus von Diesbach etwas Großes zu erreichen sein werde. Basel vor allem erwies sich als tätig. Es schickte eine Botschaft an Bern und Solothurn und bot seine Hilfe an. Bern griff zu und ersuchte am 13. April um die Basler Reisigen; gleichen Tags waren hier schon die Zünfte versammelt, um die Mannschaft zu einem Zuge auszuheben. Am 18. April ritten die achtzig Reisigen aus der Stadt; am 21. April folgten vierhundert Fußknechte nebst Geschützen und dem Büchsenmeister Konrad Tugy. In Neuchatel stießen diese Basler zu den Bernern, und jetzt, mit plötzlicher Wendung, führte Diesbach das gesamte Heer nicht neuerdings gegen Burgund, sondern gegen die savoyische Waadt. Sein Ziel war, die Jurapässe, die aus der Freigrafschaft herüberführen, in seine Gewalt zu bekommen, Savoyen von Burgund zu trennen. Mit unwiderstehlich rascher Gewalt kam er diesem Ziele nahe, erzwang er sich Sieg um Sieg.

Am 29. April wurde die Stadt, am 1. Mai das mächtige, durch zahlreiche Porten und Bollwerke geschirmte Schloß Grandson eingenommen, die Besatzung erhielt freien Abzug. Von dort vor Schloß Orbe, das man am 2. Mai „mit großem Sturm und Nöten“ bezwang; ein Basler aus dem Waldenburger Amt erklomm zuerst die Zinne. Unbarmherzig wurde die Besatzung niedergemacht oder lebend über die Mauer hinausgeworfen. „Wir merken, daß allermenklich vor uns zittert“, konnten die Hauptleute nach Hause schreiben. Das feste Echallens ergab sich ohne Gegenwehr, ebenso Schloß und Städchen Jougne, das oberhalb Orbe den Paß beherrschte.

Damit war das zunächst Nötige erreicht und „mit Gut und Ehre“ zogen die Sieger nach Hause. Am 11. Mai trafen die Basler hier wieder ein, das zu Orbe erbeutete Fähnlein mit sich führend. Es war ein Feldzug

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/103&oldid=- (Version vom 8.8.2016)