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Zu einer Verständigung kam es natürlich nicht. Der Rat stellte das entschiedene Begehren, daß der Bischof die Beschuldigung widerrufe, sonst werde die Stadt ihre Pflicht gegen das Hochstift abkünden. Da der Fürst sich weigerte, griffen die Unterhändler und Beschwichtiger ein. Es waren bewegte Tage, und eine Einzelheit aus ihnen, die wir freilich nicht verstehen, ist, daß der bischöfliche Kanzler Heidelbeck auf Befehl des Rates in seiner Wohnung dem Schürhofe interniert und durch Stadtknechte bewacht wurde. Der Bischof suchte seinerseits Hilfe bei den Vasallen des Bistums. Da schrieb der Rat dem Herzog Sigmund, dessen Beamte oder Landsassen die Belehnten zumeist waren, er möge dafür sorgen, daß diese Edeln sich stille hielten, da sonst Basel sie und das österreichische Gebiet mit Krieg angreifen würde. Und mit dieser Erklärung schuf er Ruhe. Der Bischof entschloß sich, nachzugeben. Der Rat kam ihm seinerseits dadurch entgegen, daß er sich bereit finden ließ, zur Entgegennahme der Revokation in die Residenz des Legaten bei den Barfüßern zu kommen. Hier am 21. März 1477 widerrief Bischof Johann die geschehene Anschuldigung.

Mit diesem Akt schließen die Beziehungen der Stadt zu Johann von Venningen. Am 20. Dezember 1478 starb dieser. Alles nun Folgende hatte er selbst angeordnet: von der Bekleidung und Ausstattung seines Leichnams, bei der auch die Provisionsbulle des Papstes Calixt nicht fehlen durfte, bis zu dem feierlichen Kondukt nach Basel, der Beisetzung im Münster, der grandiosen Totenfeier die in allen Kirchen und Klöstern der Stadt und durchs ganze Bistum gehalten wurde. Johann von Venningen ist der letzte Basler Bischof, der seine Ruhe in der Kathedrale gefunden hat.


Am 4. Januar 1479 wählte das Domkapitel den Kustos Caspar zu Rhein als Bischof; nachdem Papst Sixtus ihn providiert hatte, geschah am 30. Mai die Konsekration.

Ein denkwürdiger Episkopat begann. Nicht so sehr denkwürdig für die Bistums-, wie für die Stadtgeschichte. In zahlreichen Erlassen genügte Caspar den Forderungen der devotionell erregten, mit Ordnung und Erneuerung des kirchlichen Lebens unaufhörlich beschäftigten Zeit. Wie unter seinem Vorgänger Venningen die Herrschaft Zwingen als ledig gewordenes Lehen an das Hochstift gefallen war, so unter ihm die Herrschaft Hasenburg, da die Freiherren ausstarben. Er gewann Franquemont. Im Verkehre mit Bern, mit Solothurn, mit den Stiftern Münster und St. Ursanne erwies er seine herrische, keinem Kampf aus dem Wege gehende Art. Mit

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/233&oldid=- (Version vom 1.8.2018)