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war der Eingang zum Sisgau. Wenn ihm die Bergwelt der obern Aemter abging, so hatte es Anderes was dort fehlte: starke strömende Gewässer, die Nähe der mächtigen Stadt, eine erhöhte Kultur. An der Schwelle von Gebirg und Ebene gelegen war diese Herrschaft merkwürdig reich an Inhalt und Formen. Alles fand sich hier beisammen: Hänge und Täler bedeckende Waldung, Rebhalden und Gärten und sonnige Wiesenflächen, am Saume lichtes Weidengehölz, dann der weite Hardforst, das Fischerwesen von Rhein und Birs. In den Schlössern mit der großen Pracht der Aussicht; in den Dörfern, den Kirchen, dem Dinghof; in dem Lusthaus Fröscheneck, wo die Einsamkeit der Flußniederung genossen werden konnte; in dem zwischen Wald und Strom verborgenen Münchensteiner Familienkloster des Roten Hauses — überall erging sich das Leben aufs mannigfaltigste, und welch unaufhörliche, oft die weiteste Ferne heranbringende Bewegung flutete auf den Straßen, die hier durch zu den Hauensteinen und ins obere Birstal führten.

Aus zwei Teilen war die stattliche Herrschaft zusammengewachsen.

Der eine der Teile, Münchenstein, war schon im XIII. Jahrhundert an die edeln Münche von Basel gekommen. Sie trugen die Herrschaft zu Lehen vom Grafenhause Pfirt, nach dessen Aussterben von Österreich.

Die Herrschaft Wartenberg und Muttenz war altes Lehen der Kirche Straßburg, von der sie die Grafen von Homberg, dann die Herzoge von Österreich inne hatten. 1330 erhielt Graf Johann von Habsburg-Laufenburg das Lehen von den Herzogen, an die es dann nach dem Ausgang seines Hauses zurückfiel.

Schon zur Habsburgischen Zeit sehen wir Konrad Münch von Münchenstein in der Nachbarherrschaft Fuß fassen; sein Sohn Henman verpfändet sie wiederholt. Seit 1412 aber, und nunmehr dauernd, ist sie mit Münchenstein als österreichisches Lehen in der Hand des Hans Thüring Münch vereinigt, dem dann seine Gemahlin Fröwlin von Eptingen auch die Pfandrechte der Zibolle auf der Herrschaft in die Ehe brachte.

Die Gestalt dieses Hans Thüring Münch, voll Klugheit und Ruhe, hat ihre eigene Bedeutung. In den Jahren, da das einst so mächtig gewesene Haus der Münche klein wird, legt er sein Kirchenamt nieder, wird wieder Laie und vermählt sich; alle spätern Münche stammen von ihm. Seinem Oheim Hartmann hilft er auf den Bischofsstuhl; aber da er nichts taugt, läßt er ihn fallen und gewinnt dem Bistum den starken Johann von Fleckenstein. Während des St. Jakoberkrieges hält er sich von der Befehdung Basels fern, wahrt die Neutralität.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/57&oldid=- (Version vom 1.8.2018)