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wurden eingestellt, der im Waffenwerk erfahrene Veltin von Neuenstein angeworben. Und weil Basel in solcher Not für das ganze Land stand, die Gefahr eine gemeinsame war, sah sich der Rat nach Helfern um. Er schrieb an Konstanz Ulm Augsburg Nürnberg und bat diese Städte, „getreues Zusehen zu uns zu haben“; aber das klang nur noch wie eine Reminiszenz an Beziehungen, die jetzt so gut wie tot waren. Dem wirklichen Leben entsprach, daß Basel vom Bischof die Zusicherung einer Hilfstruppe, und vor allem, daß es den Beistand der Eidgenossen gewann.

Ende Novembers wußte man hier, daß die Verhandlungen in Trier schroff abgebrochen worden waren, daß Karl seine Hoffnungen vereitelt sah. Und Alles drängte nun zur Katastrophe.

Die Darstellung ermangelt der Mittel, um ein richtiges Bild dieser mit Leben merkwürdig reichgefüllten Monate zu geben.

Auf der einen Seite die Bewegung, die dem Aufenthalte Karls im Sundgau vorangeht und ihn begleitet. Basel erhält Tag um Tag Nachrichten über das Näherkommen des gewaltigen Herrschers. Es kennt seine Art. Es weiß, wie der „große mächtige Fürst und Blutvergießer, der Wütrich von Burgunnen“ Dinant vernichtet, Lüttich gezüchtigt hat. Es vermag die Wirkung der Trierer Niederlage auf diesen Geist zu ermessen. Und nun vernimmt es auch wieder von den Unterhandlungen, die der Herzog, wohl in Fortsetzung früherer Versuche, mit Bischof Johann von Basel führt; dieser soll sich des Bistums entäußern zu Gunsten einer burgundischen Kreatur, des Propstes Anton Haneron von Brügge. Welche Folgen für die Stadt waren hievon zu erwarten! Der Rat läßt sogleich mit dem Bischof reden und vermag diesen zur Ablehnung der Vorschläge Burgunds zu bestimmen. Aber auch so noch bleiben der Sorgen genug.

Aufs deutlichste vergegenwärtigen uns die Notierungen des Chronisten, wie von Westen her der dumpfe Ton dieses Anmarsches immer deutlicher herankommt, Karls Nähe verkündend; wie der alte Wälschenschreck wieder die Sundgauer erfaßt, daß sie mit schwerbeladenen Wagen sich nach Basel flüchten. Am 20. Dezember überschritt die Vorhut Burgunds unter Peter von Hagenbach die First der Vogesen; ihr folgte das Heer mit zahlreichem Geschütz und Belagerungszeug. Am 22. Dezember war Karl vor Colmar, dann in Breisach, dann in Ensisheim. Hier hielt er am 3. Januar 1474 Heerschau über seine vereinigte Streitmacht; neben den fremden Truppen standen da die Mannschaften des Sundgaus und der Waldstädte.

Dieser großen nahen Gefahr gegenüber nun hier in Basel das völlige Entschlossensein zum Widerstand. Es hinderte nicht, daß der Rat die Pflicht

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/88&oldid=- (Version vom 5.7.2016)