Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 2,2.pdf/110

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Eine alte Funktion solcher Art scheint auch der Michaelskapelle beim Spalenschwibogen ihre Bedeutung zu geben. Wie z. B. in Köln die Michaelskapellen auf oder an Stadttoren gelegen waren, so hier dieses Gotteshaus. Obwohl es bei Einrichtung der Elendenherberge mit ihr vereinigt war, blieb es doch auch nach Verlegung der Anstalt an seiner alten Stelle beim Tor.

Ähnliches gilt von der Rheinbrückenkapelle. Sie gab der Brücke religiöse Weihe; als Gnadenort für die auf dem Rheine Fahrenden war sie dem Nicolaus heilig; aber zugleich war sie Grenzkapelle. Bei ihr trafen sich die Hoheitsrechte der beiden Städte; bis zu ihr ging und geht der Umzug der Kleinbasler Ehrenzeichen; auch im Strafprozesse galt sie als Grenzmarke. Ihre früheste Erwähnung ist zum Jahre 1383/84; nach der Vereinigung Groß- und Kleinbasels wurde sie 1392 erneut oder umgebaut.

Die meisten dieser Kapellen waren nur Räume, nicht Organisationen. Zu höherer Entwickelung gelangten andere, die einem, wenn auch nicht pfarrlichen, doch öffentlichen, auf festem Kirchenamt und geordneter Pfründe ruhenden Gottesdienste gewidmet wurden.

So die alte St. Brandanuskapelle auf dem Blumenplatz; in ihr diente ein eigener Kaplan.

So St. Elisabeth in der Vorstadt zu Spitalscheuern, ursprünglich nur Gottesackerkapelle der St. Ulrichsgemeinde; 1315, 1463 und 1469 mit Kaplaneien ausgestattet, 1516 neugebaut. Nach der Stiftung von 1315 hatte der Kaplan täglich Messe zu lesen und, weil es eine Gottesackerkapelle war, mindestens dreimal in der Woche die Totenmesse zu zelebrieren und die Gräber mit Weihwasser und Gebet zu besuchen. Die Kapelle war Filiale von St. Ulrich, an deren Pfarrer die in ihr fallenden Opfer abzuliefern waren.

Ein gleiches Verhältnis finden wir bei St. Nicolaus in Kleinbasel. Doch war diese Kapelle gehoben durch ihre Lage und ihren offiziellen Charakter. Sie entstand 1255; die Weihen 1303 und 1375 weisen auf Erneuerung des Gebäudes. Erst 1318 erhielt sie einen Kaplan, später einen Reichtum von Altären Messen Indulgenzen usw.

Filialkapelle von St. Theodor war auch St. Anna, im Vorwerke des Bläsitors gelegen. Sie wurde 1407 errichtet und geweiht, 1493 erweitert, jeweilen unter Konsens des Rates; die Erweiterung 1493 geschah durch die Kleinbasler Gemeinde.

Wie der Rat hier mitwirkte, so zur selben Zeit bei der Kapelle vor dem Riehentor. An beiden Orten wohl nicht in Ausübung früherer

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 631. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/110&oldid=- (Version vom 4.8.2020)