Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 2,2.pdf/114

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

von St. Peter eine Kapelle besaßen, gerieten hierüber mit dem Leutpriester von St. Peter in Streit. Wie dieser Streit 1219 geschlichtet wurde und eine Sondergemeinde von St. Johann sich bildete, ist schon dargelegt worden. Das Ordenshaus der Deutschritter lag im Sprengel von St. Alban, und hier schuf ein Schiedsspruch von 1287 Ordnung.

Auch der Antonierhof an der Kleinbasler Rheingasse, 1462 vom Orden begründet, enthielt eine Kapelle. Bei ihrem Bau wurden die Rechte der Pfarrkirche St. Theodor vorbehalten; der Pfarrer bezog eine jährliche Gebühr als Anerkennung dieser Rechte und als Ersatz für die der Kapelle zufließenden Vergabungen. Gleicherweise bestand eine Kapelle schon früh im Antonierhause zu St. Johann; doch erfahren wir nichts von ihrem Verhältnis zur Parochie.

Ein anderer Orden der Frühzeit, die Karthause, faßte in Basel Fuß erst zu Beginn des XV. Jahrhunderts. Bei dieser Niederlassung wurde 1404 auch die Frage der Parochierechte geregelt: die Karthäuser sollten gleich andern Parochianen den Pfarrzehnten entrichten; sie durften Niemandem außerhalb des Klosters die Sakramente geben; sie durften Jedermann ein Grab bei ihnen gewähren unter Vorbehalt der Rechte der betreffenden Gemeindekirchen auf Präsentation und Quart.

Zu wirklichen Konflikten kam es erst seit dem Auftreten der Mendikanten (Barfüßer Dominikaner Augustiner).

Das diesen Mönchen gesteckte Ziel war, in Demut und Armut das ursprüngliche christliche Leben so vollständig als möglich zu erneuern; sie strebten aber nach diesem Ziel nicht im Leben klösterlicher Stille, sondern mit entschlossenem und verlangendem Hinaustreten in die bewegteste Welt. Diese Welt betrachteten sie als ihr Gebiet. Sie wußten nichts von Gemeindegrenzen, waren frei von jeder lokalen Kirchengewalt. Mit einer unvergleichlichen begeisterten Kraft der Hingebung wie der Anziehung erschienen sie allenthalben als Eroberer, stellten sich dem Papsttum als die tätigste Mannschaft für Ausbreitung seiner Macht und Bekämpfung der Häresieen zur Verfügung.

Daß das Volk ihnen seine Gunst schenkte, ist natürlich. Ihre Aufgabe war, nicht sich selbst zu leben, sondern der Allgemeinheit. Sie selbst waren zumeist aus der Masse der niedern Bevölkerung hervorgegangen. Ihr Wandern, ihr Gabenheischen führte sie überall hin, machte sie Jedem bekannt und vertraulich.

Aber auch die Opposition des Pfarrklerus ist zu begreifen. Ein Streit begann, der nie mehr zur Ruhe kam, vielmehr mit der allgemeinen Entwickelung des Lebens sich immerfort steigerte.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 635. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/114&oldid=- (Version vom 4.8.2020)