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deutschen Landen, Johann von Basel 1359 Meister des Tertiarierordens der Franziskaner. Solche Männer bringen ihrem Basler Hause Ruhm; aber sie sind nicht Vertreter dieses Konventes, sondern individuell ausgezeichnete Träger des Ordensgedankens und der Ordensmacht. Ansehnliche Figuren dieser Art waren bei den Predigern Jacob Sprenger und hundert Jahre früher jener Ulrich Theobalds von Altkirch, den man als weisen Vater und als Meister der heiligen Schrift pries. 1376 war er Doktor im Ordensstudium Köln geworden; später finden wir ihn wieder in seinem Basler Konvent, an den Kämpfen des Schisma beteiligt, bei denen die urbanistischen Mönche die andern aus dem Kloster warfen; 1390 wurde Theobald Prior der Provinz Teutonia, und auch in dieser Stellung tobte heftiger Streit um seine Person. In ähnlicher Weise durch die allgemeinen Ereignisse gehoben, aber von noch stärkerer persönlicher Art erweist sich der Augustiner Johann von Hiltalingen, Sohn des Kleinbaslers Klaus von Hiltalingen, 1353 Mönch im Kloster zu Basel, aber schon 1371 Provinzial, 1379 General des Ordens und 1389 Bischof von Lombès in Südfrankreich. Zwischen inne liegt die Laufbahn eines Religiosen, der neben der Arbeit des großen Gelehrten und Predigers noch Leidenschaft genug für Regieren und Kämpfen hat. Sein Studium an der Universität Paris, seine Leitung der rheinisch-schwäbischen Provinz erscheinen als das Normale, während die zahlreichen Legationen, die Hiltalingen im Auftrage der Päpste meist in wichtigen politischen Geschäften zu besorgen hat, und sein namentlich am Oberrhein geführter erfolgreicher Kampf für die avignonesische Sache ihn in eigenartiger Weise auszeichnen. Seine Stellung in der großen Welt befähigt ihn aber auch, in der kritischen Zeit der bösen Fastnacht sich für seine Heimat Basel beim Kaiser zu verwenden.

Dieses äußere Ordensleben erscheint bei den Frauenklöstern zum größern Teil als sistiert. Ein Wandern, ein Abhalten von Kapitelsversammlungen ist bei ihnen undenkbar. Aber während bei den weiblichen Konventen z. B. der Cluniacenser (Istein Feldbach) dieselbe Beaufsichtigung und Leitung durch die zentrale Ordensgewalt sich zeigt, wie bei den von Männern bewohnten, schiebt sich bei den Frauenklöstern, die den Mendikantenorden zugewiesen sind, die Kompetenz der am Orte befindlichen Männerkonvente zwischen die Frauen und den Orden. Der mit cura et magisterium betraute Männerkonvent hat zunächst die Leitung, und bei Geschäften der Frauen ist sein Konsens notwendig und handelt sein Vertreter, der Superior des Frauenkonvents, zugleich als Vikar des Ordens. Nur in außergewöhnlichen Fällen greifen die zentralen Ordensorgane ein.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 679. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/158&oldid=- (Version vom 4.8.2020)