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In solcher Weise leitete das Barfüßerkloster die Klöster Gnadental und St. Klara.

Das Steinenkloster, ursprünglich ein Kloster von Magdalenerinnen, wurde 1291 durch Bischof Peter unter die Aufsicht des Basler Predigerpriors gestellt, 1304 durch Papst Benedikt förmlich dem Predigerorden übergeben, womit auch es unter die Augustinerregel zu stehen kam.

Das Klingentalkloster stand seit Beginn unter der Leitung der Basler Prediger, entzog sich aber dieser 1429 bei Einführung der Observanz im Predigerkloster und stellte sich unter Aufsicht des Bischofs von Konstanz; 1431 erhielt es hiefür die Zustimmung Papst Eugens. 1477 nahm Papst Sixtus dem Konstanzer Bischof diese Aufsicht und stellte das Kloster wieder unter die alte Leitung der Prediger, bis in den dann losbrechenden Kämpfen um Reformation des Klosters, von denen wir noch zu reden haben werden, auch diese Obedienz neu geordnet wurde.

Sodann das Verhältnis der Orden zueinander. Ein lebendiges Gemeinsames aller Orden war unzweifelhaft vorhanden, und auf großartige Weise sehen wir es anerkannt in der Einung vom 2. April 1435, mit der die durch das Konzil in Basel zusammengeführten Ordensgenerale der Dominikaner Franziskaner Augustiner Karmeliter, vom Gefühle der hier sichtbaren Kircheneinheit ergriffen, ihre Untergebenen zu gegenseitiger Liebe und beständigem Frieden feierlich verpflichteten.

Nahe verwandt hätten sich die beiden ersten Mendikanten fühlen sollen, und die Teilnahme der Dominikaner an der Jubelstimmung, die das Provinzialkapitel der Barfüßer 1321 begleitete, oder die Haltung der Festpredigt am Franziskustag 1441 in der Barfüßerkirche durch einen Dominikaner könnte hiefür zeugen, wenn es sich dabei nicht eher um bloße Form und Höflichkeit gehandelt hätte. Was das Verhältnis der beiden Orden zu einander bestimmte, war doch mehr die Empfindung von Konkurrenz. Sie standen sich im Wege, fühlten sich getrennt durch philosophische und theologische Kontroversen, durch die Lehrdifferenz der unbefleckten Empfängnis, durch die Verschiedenheit der Armutsauffassung. Daher die Gereiztheit, die beiderseits auf den Kanzeln laut wurde, das Lobpreisen des eigenen Ordens und das Sticheln auf den andern, das Verdrängen vom Nachlasse, das Absagen von Begräbnissen u. dgl. m.

Die Eigenart jedes Ordens zeigte sich am lebendigsten in den Fällen von Ordenswechsel. Die Kirche hatte hiefür ihre allgemeinen Regeln, wonach der Übertritt in einen strengern Orden ohne Weiteres statthaft sein sollte, in einen gleich strengen nur mit Konsens der Obern. Aber damit

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 680. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/159&oldid=- (Version vom 4.8.2020)