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war die Sache nicht erledigt. Noch andere Anschauungen kamen in Frage. Als in einigen cluniacensischen Prioraten des Oberrheins Mendikanten Aufnahme gefunden hatten, verbot Cluny 1441 kategorisch und stolz, fernerhin „Bettler“ in den Orden treten zu lassen; und ebenso lehnte 1486 der Propst von Feldbach die ihm aufgetragene Leitung Klingentals ab, da er nicht demselben Orden angehöre wie die Frauen; Regel und Leben seien verschieden. Im Übrigen begegnen wir öfters solchem Wechsel. Der Predigermönch Werner von Eptingen ging 1380 mit Erlaubnis des Papstes zu den regulierten Chorherren, und der Abt von Lützel Rudolf von Wattweiler legte 1387 diese Würde nieder, wurde Cluniacenser und zog sich für den Rest seines Lebens ins St. Albankloster zurück; umgekehrt wurde der St. Albanmönch Ambrosius Alantsee Karthäuser. Auch von Nonnen hören mir, die übergingen; nur mußte hier in jedem Falle, wegen Austritts aus der strengeren Klausur, der Papst um Erlaubnis gebeten werden. So 1462, als Anna von Ramstein aus dem Steinenkloster nach einem Benediktinerinnenkloster verlangte, oder beim Übertritt der Elisabeth Freudenberger aus St. Klara nach Klingental. Als zur gleichen Zeit Ursula Schaffner, um dem Gezänke der Nonnen zu entgehen, das Klarakloster ohne Erlaubnis verließ und eine Weile in der Welt sich aufhielt, dann aber ins Klingental eintrat, wurde sie exkommuniziert und mußte sich die Absolution verschaffen. Eine Spezialität war der Ordenswechsel auf Probe, wie im Falle des Jacob von Hochstat, der aus dem Schöntal über die Berge nach Beinwil ging, den dortigen Orden „zu versuchen“.


Im Ganzen des städtischen Lebens standen die Klöster als seltsame Erscheinungen. Sie waren völlig ausgesonderte Teile der Einwohnerschaft, gebildet durch Solche, die auch das Gewöhnliche nicht mehr nach freiem Belieben taten, aber dafür die Seligkeit eines höhern Lebens in Askese, in Besitz- und Beruflosigkeit, in steter Meditation und Gebetsübung erfahren sollten. Nicht nur in ihrer Entwickelung durch die Jahrhunderte, sondern schon tagtäglich in ihren einzelnen Mitgliedern zeigten die Klöster nebeneinander alle Möglichkeiten dieses Wesens vom Ideal des ursprünglichen Klostergedankens bis zur rohen Verwilderung. Aber in jeder Form etwas durchaus Abgeschlossenes, einen Gegensatz zum Erdenleben ihrer Umgebung.

Vor Allem forderte eine solche Existenz den Vergleich mit dem Weltklerus heraus. Die Debatten darüber, welcher Stand der vorzüglichere sei, hatten schon frühe begonnen, und im Allgemeinen war man zunächst versucht, die Mönche, diese „Kinder Gottes“, im Rang über die Weltgeistlichen

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 681. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/160&oldid=- (Version vom 4.8.2020)