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auch am Schwörtage die Ratswahl. Vom Rat empfing das Kloster Zuwendungen, die bei andern Klöstern nicht vorkamen: Weingeschenke zum Augustinustag, Beiträge an Bau und Unterhalt des Hauses, Stiftung von Glasgemälden Ornaten Leuchtern usw., 1396 und 1438 Stiftung von Messen und als Schönstes die Stiftung der offiziellen Schlachtjahrzeiten 1427 und 1517. Den Bau des Rheinbrückenjoches 1518 hatten die Augustiner mit Messe und Gebet zu weihen.

Sodann die Gruppe der Weiberklöster. Eigenartig nicht durch ihre Unterordnung unter diese oder jene Regel, sondern durch das Geschlecht der Insassen. Als Konvente von Frauen in den elementarsten Forderungen – Gelübde und Klausur – aufgehend zeigen sie die normalste, ja dürftigste Form des Klosters. Aber auch daran ist zu erinnern, daß die Frau, die geistlich werden wollte oder sollte, nichts hatte als das Kloster, während den Männern die ganze Kirche offen stand. Daher die singuläre Stellung der Weiberklöster als Versorgungshäuser und dem entsprechend ein stärkerer Einfluß der Verwandten als bei Männerklöstern, was sich namentlich in den Reformkämpfen sowie darin zeigte, daß die Leitung des Klosters hier weniger unabhängig war. Deswegen, aber auch mit Rücksicht auf die beschränkte Eignung der Frau für Geschäfte, begegnen Pflegereien vorzüglich bei Weiberklöstern schon frühe. Wo aber Nonnen sich vernehmen lassen, wird zuweilen etwas so Menschliches, durch keine Methode Verdorbenes laut, wie selten in Äußerungen aus einem Männerkloster; es ist nicht allein die Inbrunst zum dolce chiostro; selbst Aufzeichnungen chronistischer oder geschäftlicher Natur können hier durch einen Ton eigenartiger Lieblichkeit ausgezeichnet sein.

Aber auch als Vertreter und Träger der verschiedensten fremden Kulturen haben wir die Klöster zu begrüßen. Sie alle stehen unter der starken und immerwährenden Einwirkung der Orden als großer internationaler Korporationen und zeigen die Ergebnisse hiervon in ihrem Bestande. Am wenigsten die Frauenklöster, deren Rekrutierung sich in der Regel auf einen nicht großen Umkreis der Stadt beschränkt. Aber in ganz bestimmter Weise spürbar ist die Fremde zu St. Alban; dieses Kloster erscheint zeitweise kaum verwachsen mit der Stadt, ist nur Niederlassung von Cluny und voll wälschen Wesens. Ähnlich tragen die Karthaus in ihren ersten Jahren und St. Leonhard in späterer Zeit vorherrschend niederrheinischen Charakter. Bei den Johannitern und ihren häufigen Reisen nach Rhodus könnte von einer Vermittlung zwischen Morgen- und Abendland geredet werden.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 689. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/168&oldid=- (Version vom 4.8.2020)