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Sozial zeigt sich ein sehr bewegliches Gemenge und wird ersichtlich, was Stadtklöster dieser Art von Klöstern auf dem Lande oder in unbedeutenderen Städten wie St. Gallen Zürich u. dgl. unterscheiden: das Städtische ist von Anbeginn bestimmend, und die Interessen hohen und niedern Adels können nicht ausschließlich zur Geltung kommen. Keines der Klöster übt Exklusivität, sie rekrutieren sich aus allen Ständen. Doch treten einige Charakterisierungen allgemeiner Art hervor. Die Augustiner haben, mit wenigen Ausnahmen, das Kloster der kleinen Leute; auch bei St. Alban fehlen Ritter und Achtburger beinahe ganz. St. Leonhard behauptet eine mittlere Höhe. Adel ist hauptsächlich in den Frauenklöstern zu finden, während seinen Männern offenbar die Stifter mehr zusagen. Unter den weiblichen Konventen blieb Klingental seinen vornehmen Anfängen am längsten treu, sodaß noch 1388 Herr Walther von der Altenklingen sich seiner als des Familienklosters erinnerte. Aber auch hier fanden sich die Verschiedensten zuweilen nebeneinander, die Gräfin Anna von Tierstein neben der Küferstochter Anna Zenderin 1440, so wie auch anderwärts, z. B. im Gnadental 1506, Edeldamen und alte Dienstmägde in Chor und Konvent gleichberechtigt beisammen saßen. Außerdem sehen wir, daß durch alle Klöster hindurch die Entwickelung ihres Personalbestandes eine sozial sinkende ist. Dem allgemeinen Gange städtischer Dinge entsprechend weicht auch hier allmählich der alte Glanz und Stolz; sogar die Ritterhäuser nehmen an dieser Umwandlung Teil, und am deutlichsten ist sie in den Konventen der Prediger und der Barfüßer, die nach der Mitte des XIV. Jahrhunderts nicht nur immer unstädtischer in ihrer Herkunft, sondern auch fast ausschließlich plebejisch werden.


Treten wir näher, so sondern sich in den Männerklöstern als Brüder höherer Qualität die Priester von den Diakonen und die durch das Gelübde dem Orden Verbundenen, professi, von den Laienbrüdern, conversi. Die Letztern finden sich auch in den Weiberklöstern. Überall waren sie die unentbehrlichen Geschäftsleute und Arbeiter, ohne zum Gesinde gezählt zu werden, und auch ihre Stellung im Hause ist begründet und charakterisiert durch förmliche Aufnahme. „Sie ergaben sich den Frauen mit Leib und Gut, sie bruderten sich dem Kloster“. Daher auch für sie, wenn sie einem Herrn gehörten, bei der Aufnahme eine Manumission vonnöten war. Doch gehörten sie nicht zum Klostervolk, nicht zur Geistlichkeit, sondern waren der Stadt steuerpflichtig und konnten sogar ihre Bürger sein. Sie besorgten etwa die Schaffneigeschäfte der Klöster oder vertraten diese vor Gericht; auch

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 690. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/169&oldid=- (Version vom 4.8.2020)