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zahlreicher Gefälle in der Stadt und weitherum im Lande, auf auswärtigen Gütern und Meiereien, konzentrierte sich im Wirtschaftshofe und stellte hier, hart vor den Toren des claustrum, die zweite Erscheinung desselben Klosters dar, das jenseits der Mauer sich als eine Stätte der Entsagung und der Hingabe an Gott fühlte. In Vertretung dieses Klosters regierte hier außen der Schaffner mit einem Schwarme von Untergebenen – Ackermeister Karrern Mähdern Heuern Schreibern Knechten Mägden – und in den verschiedenartigsten Arbeits- und Vorratsräumen. Meist war er selbst ein Mönch des Klosters, bei den Weiberklöstern ein Konvers und zur Seltenheit ein Kaplan. Da und dort wurde zeitweise die Schaffnei auch durch einen Bürger der Stadt besorgt; war dieser verheiratet, so konnte seine Frau als Hofmutter amten, wie z. B. die Frau des Schaffners Strohmeier im Steinenkloster 1455.

Keine Gutsverwaltung jener Zeit ist uns so anschaulich nahe gebracht, wie diese eigenartige im Klosterhof. Inter duas portas curie, zwischen dem Tore der Klausur und dem Tore der Welt gelegen war dieser Hof der Bereich, auf dem sich Alles vollzog, was zur äußern Verwaltung gehörte, und Vieles, was Verkehr des Klosters mit der Umgebung war. Nicht überall in gleicher Stärke belebt; die Mendikanten Alban Leonhard hatten kleine Betriebe im Vergleiche mit den Administrationen des Steinenklosters und Klingentals.

Im Klosterhofe befanden sich auch, wenigstens bei den größern Klöstern, die Werkstattbetriebe der Pfisterei Schusterei Weberei usw., in denen unter der Leitung von Konversen für die Klosterleute und die zahlreichen Bewohner des Hofes gearbeitet wurde. Schwächere Klöster besaßen nichts Derartiges; einige waren sogar ohne eigene Bäckerei und ließen sich ihr Brot durch Hausfeurer backen, St. Leonhard z. B. durch den Rudolf Schindler in Thoners Haus, und gaben ihnen Korn an den Backlohn.

Daß diese Werkstätten auch für einen Absatz außerhalb des Klosters und seines Hofes gearbeitet und auf dem städtischen Markte konkurriert hätten, ist nicht zu ersehen. Wenn die Zünfte über klösterliche Produktion zum Verkauf oder um Lohn sich beklagten, so richteten sich ihre Beschwerden gegen die benachbarten Frauenklöster auf dem Lande, während die städtischen Klöster nur für den eigenen Bedarf sorgten.

Aber gerade dies mißfiel den Zunftleuten, daß die Klöster sich selbst halfen und keine Arbeit der Handwerker brauchten. Daher auch das eigene Mahlen und Backen von Klöstern ungerne gesehen wurde und der Rat wiederholt widerspenstige Konvente mit Mahl- oder Backverbot bedrohte,

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 696. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/175&oldid=- (Version vom 4.8.2020)