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fälliger Zahlungen dieser Art die geistlichen Strafen zur Anwendung brachte und um ihrer Geldgeschäfte willen das Seelenheil der Gläubigen in Frage stellte. Aber um Geld gewährte sie Alles. Peter von Bebelnheim besaß außer der Basler Domscholasterei und Kanonikaten zu St. Amarin Colmar Säckingen und Konstanz noch beinah ein Dutzend Pfarrpfründen und hatte bei alledem nicht einmal die Weihen. Es war ein skandalöser Fall, den der Papst nicht dulden durfte. Aber auf Fürsprache der Königin Agnes sowie des Bischofs Johann von Basel, die das Greisenalter Peters geltend machten, schloß die Kurie mit diesem einen Handel: er resignierte 1343 alle seine Pfründen und, nachdem er zweihundert Gulden an die Kammer gezahlt hatte, erhielt er die große Mehrzahl dieser selben Pfründen aufs Neue. Vielleicht war auch sein Bau einer Kapelle beim Münster, gleichfalls 1343, eine Sühne oder ein Einkauf in die Gnade des Bischofs.

Wie aber Politik und Habsucht hier die Kurie auf ihrer Bahn immer weiter trieben und dort die Opposition immer gereizter wurde, wie sich das wirtschaftliche Interesse gegen die Ausbeutung und der nationale Sinn gegen die fremden „Kurtisanen“ erhob, die als Höflinge ihre Ernennung an der Kurie erworben hatten und nun über die Alpen kommend hier sich der Pfründen bemächtigten, dem einheimischen Klerus so unbequem wie den Gemeinden, – dies Alles zu schildern ist nicht Aufgabe unserer Stadtgeschichte. Papst Martin V., dann das Basler Konzil suchten den Mißbräuchen und Klagen durch eine grundsätzliche Regelung zu begegnen; doch gelang eine solche erst 1448 durch das Wiener Konkordat, wobei der Papst die in den ungeraden Monaten (Januar März Mai usw.) zur Erledigung kommenden Benefizien sowie diejenigen der an der Kurie sterbenden Kleriker zur Besetzung zugewiesen erhielt. Auf dieser Grundlage wurde seitdem gehandelt, alternativ zwischen der Kurie und den ordentlichen Verleihungsberechtigten. Aber auch so war der Willkür noch immer das weiteste Feld geöffnet, wenn das geistliche Amt samt all den Interessen zum Teil höchster Art, die mit ihm verbunden waren, zur Ware auf dem römischen Markte wurde. Hier an der Kurie, im Gedränge der Sollizitanten und Streber, vielleicht nur um des Geldes oder eines andern Vorteiles oder einer Intrigue willen, wurde die Pfründe vergeben an irgend einen der zahllosen Kleriker aus aller Welt, die hier ihr Glück suchten. Nun hatte das Amt seinen Mann, und dieser mochte sich auf den Weg nach Norden machen, um „mit römischem Pergament und Blei“ das Amt einzunehmen, das der Besorgung wartete. Wie der Kölner Friedrich Vanderheghe und, als dieser in Rom vor Ausfertigung der Bulle starb, sein Landsmann Johann

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 721. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/200&oldid=- (Version vom 4.8.2020)