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den 1480er Jahren die Pilgerstraßen bei Rom unsicher machten, hielt Papst Innocenz selbst eine offizielle Rechtfertigung oder Beschönigung, durch einen auch an die Stadt Basel abgeordneten Gesandten, für nötig.

Das Ganze war eine Erscheinung, die als Gesamtheit mächtigster Art unsere Aufmerksamkeit fordert, während nur wenige Einzelheiten dabei zur Geltung kommen. So z. B. jener arge Gotteslästerer, den der Rat aus Basel verbannte; er sollte nicht wiederkehren dürfen, ehe er in Rom, dem Orte der einzig möglichen Sühne, gewesen sei; oder das ergreifende Bild der Bußprozession von hundert vornehmen Baslern nach Avignon 1349.

Aber Basel wurde auch als unausweichlicher Transitplatz beständig von hin- und herflutenden Romfahrten bewegt. Die meisten Pilger aus dem Norden zogen hier durch, erst auf der Hinreise. Dann wieder auf dem Rückweg, froh, hier ins Schiff steigen zu können, wie der Lüneburger Albert van der Molen 1454, der sich hier mit unverkennbarem Behagen rüstet und verproviantiert. Auch Spuren anderer Art liegen von solchen Passanten vor uns: ein Bündel päpstlicher Dispens- und Provisionsurkunden von 1465 für Irländer aus den Diözesen Kildare Ardagh Meath, die wohl im Basler Spital gestorben sind. Eine Klingentaler Urkunde erzählt uns: im September 1390 kam eine vornehme Dame aus Aachen auf dem Romwege nach Basel und gab der Priorin eine kostbare perlengestickte Borte in Verwahrung; eine zweite verkaufte sie ihr und erhielt eine Anzahlung an den Preis; aber im folgenden Frühling war die Frau nicht mehr vorhanden; ihre Magd, die sie begleitet, kehrte allein zurück und bezog Guthaben und Depositum.

Auch noch Anderes trieb die Menschen nach Rom.

Vor Allem erinnern wir an die jedem Bischof vorgeschriebene visitatio liminum, bei der er dem Papste zu huldigen und über die Lage seines Bistums Auskunft zu geben hatte. Der Basler Bischof sollte diesen Pflichtbesuch alle zwei Jahre abstatten; aber Bischof Arnold entschuldigte 1452 sein Ausbleiben mit dem schlechten Stande der Bistumskasse und erfüllte die Pflicht erst 1456, aber auch dann nicht persönlich, sondern durch einen Vertreter.

Sodann die wichtige Gruppe städtischer Gesandter. Die Streitigkeiten mit Johann von Vienne und die Anfänge des Schisma gaben dem Rat wiederholt Anlaß zu solchen Legationen; andere folgten wegen der Vorbereitungen zum Konzil usw., dann in den Zeiten des Pius und in den 1480er Jahren u. s. f. Neben den klugen Herren des Rates (Offenburg Irmi Zeigler Grieb) mußte sich zuweilen einer der guten Basler Juristen

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 724. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/203&oldid=- (Version vom 4.8.2020)