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Prokurator, der die Sache durchficht. Einwirkungen Nebenwege Intriguen aller Art sind vonnöten. Nachdrücklich schreibt der Rat, wenn eines seiner Geschäfte bei der Kurie hängt und nicht vorwärts rückt, an einen der hohen Herren im Konsistorium, den er sich gewogen weiß, und bittet um dessen Hilfe; 1485 gewinnt er sich als Unterhändler einen Barfüßer von Aracoeli. Dem Lux Conrater schickt er einen Wechsel über dreiundzwanzig Dukaten und verspricht, alle Kosten der Bulle zu bestreiten, seine Mühe und Arbeit gut zu honorieren. Denn das Geld darf in diesen Dingen nicht gespart werden. In den umfangreichen Kostenzetteln der städtischen Gesandten fehlen neben den großen Summen nicht die Trinkgelder an Sekretär und Abbreviator und deren Diener, nicht die Kosten eines dem Kardinal von San Marco verehrten Zelters. Auch die Karthäuser wissen sich in ihrem Streit mit dem Domkapitel zu helfen, und ganz offen erzählt es ihr Chronist; quia notum est pecunie omnia obedire.

Die große Mehrzahl dieser Streitigkeiten gelten der Ämterverleihung, sind ein litigare pro beneficio. Bei keinem andern Geschäfte so sehr wie bei diesen zeigt sich, daß Rom überall und Alles in Rom ist. Die vatikanischen Akten sind voll von diesen Dingen, und fast hörbar klingt aus ihnen der Lärm des unaufhörlichen Heischens und Zankens. Dort an der Kurie wird suppliziert insistiert verhandelt gezahlt resigniert entschieden usw., und unterdessen muß die Pfründe, muß vielleicht eine ganze Gemeinde zu Hause warten oder ist in unbefugten Händen.

Angenehm ruhige Gestalten neben solchem Treiben sind die Geistlichen ohne Geschäfte. Diejenigen z. B., die wir unter den Mitgliedern der deutschen Animabruderschaft, der internationalen Heiliggeistbruderschaft in Rom finden. Einige empfangen hier oft ihre Weihen. Die St. Peterschorherren Konrad Fabri 1367 in Avignon und Bernhard Müller 1478 in Rom, hier auch der Domherr Wilhelm von Hemsberg 1453. In der schönen Kirche der Anima wird am Sylvestertage 1498 der Basler Weihbischof Tilman Limpurger konsekriert; derselbe, der drei Tage darauf in Gegenwart zahlreicher Kardinäle und Bischöfe, des venetianischen Gesandten und Anderer bei den Exequien des Augustinergenerals Marianus de Genazzano die Messe liest. Auch ohne solchen Glanz kann Jeder dies Verweilen in Rom als Höhe seines Klerikerlebens erkennen und gleich dem Domkaplan Brilinger den Tag des urbem intravi in der Erinnerung festhalten. Auch ihm ist in diesen heiligen Mauern Alles beseelt. Wie Mancher vermag nicht mehr heimzukehren, auch wenn er sich hier in aller Dürftigkeit, etwa als Kopist, durchs Leben schlagen muß; er bleibt hängen gleich jenem Kirchherrn von Maisprach,

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 726. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/205&oldid=- (Version vom 4.8.2020)