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1351 galt seine Begehung durch eine feierliche Prozession als bekannt, und seitdem war es das größte Fest jedes Jahres und als so unentbehrlich geltend, daß der Bischof gelegentlich mit der Drohung, diese Festfeier ausfallen zu lassen, die Stadt zu seinem Willen zu zwingen suchte. In der glänzenden Prozession, bei der an diesem Tage das Heiligtum des Münsterhochaltars durch die Gassen geleitet wurde, vereinigten sich mit der Domgeistlichkeit die Orden, die Kirchspiele, die Zünfte und Bruderschaften; das Flimmern der zahlreichen Reliquienschreine, die im Zuge mitgetragen wurden, die Kreuze, die Fahnen, der reiche Baldachin über dem Allerheiligsten, die Kerzen, die klingenden Zymbeln, das Rosenstreuen und die Laubkränze schufen ein Bild voll Weihe und sommerlicher Pracht. Aber daß die gesamte Bürgerschaft in den Zünften mitschritt, machte das Fest nicht zu einem städtischen; es war ein reines Kirchenfest; Bürgermeister und Rat blieben dem Zuge fern, nur der Oberstzunftmeister nahm Teil und mit den vier Amtleuten der Schultheiß, worin alte bischöfliche Herrschaft noch spät ihren zeremoniösen Ausdruck fand.

Den Fronleichnam feierte Basel mit der ganzen Christenheit; sein eigenes Hausfest erhielt es am Heinrichstage.

Die Erinnerung an St. Heinrich, den großen Wohltäter des Bistums, war in Basel lange Zeit merkwürdig schwach; nur beim Domstifte lebte sie in Bildern sowie in einigen Prachtstücken des Schatzes. Erst die 1340er Jahre brachten eine Änderung. Es war der Subkustos Johann von Landser, den St. Heinrich nicht schlafen ließ; all sein Streben ging dahin, von dem in Bamberg ruhenden Leibe des Heiligen Teile für Basel zu erhalten, das ja gleich Bamberg durch Heinrich begabt worden war. Er gewann seinen Bischof zunächst dafür, durch Erlaß vom 28. Juni 1347 den Heinrichstag zum Festtage der Basler Diözese zu erheben, und auf Grund hievon konnte dann das Begehren um Überlassung der Reliquien an Bamberg gestellt werden. Vielleicht war es nicht Zufall, daß dies zur selben Zeit geschah, in der Karl IV. als neugewählter König gegen Ludwig den Bayern auftrat und durch Bischof Johann von Basel sofort anerkannt wurde. Ihm, der allenthalben die Behälter und Gräber aufzutun und Partikeln heiliger Leiber an sich zu nehmen liebte, war der Eifer des kleinen Subkustos in Basel verständlich, und gern ergriff er diesen Anlaß, um den Bischof für seine Parteinahme zu belohnen. Zu Beginn des Septembers 1347 ging das Heiltum von Bamberg ab, als Sendung desselben Marquard von Randegg, Dompropsts von Bamberg, der kurz danach im Auftrage Karls zum Papste ging und von Avignon heimkehrend am 20. Dezember 1347 mit

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 771. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/250&oldid=- (Version vom 4.8.2020)