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des alten Ritterhauses der Münch bei St. Peter. In allen möglichen Geschäften treibt er sich herum, ist Bankier der Straßburger Müllheime, Großkreditor der Stadt Colmar und des Herzogs Friedrich von Österreich; die Herzogin Katharina nennt ihn ihren Apotheker. Zuletzt schließt er, der neben mehreren Bastardkindern eine einzige eheliche Tochter hat, mit einigen frommen Donationen großen Stils seine Tätigkeit.

Er wurde der zweite Stifter der Elendenherberge Wilers, indem er ihr 1441 den Münchenhof samt großem kostbarem Hausrat schenkte, „damit die sechs werk der erbarmherzigkeit an armen fremden elenden lüten, geistlichen und weltlichen, jungen und alten, desto vollkommener vollbracht werden mögen“; im folgenden Jahre gab Bischof Friedrich hiezu seinen Willen, unter Aufhebung des frühem Hospizes, dessen Rechte und Güter sämtlich auf das neue übertragen wurden.

Ähnliches geschah in Kleinbasel durch Ludwig und Hans Kilchman 1502. Diese beschlossen, „ein ewiges gotteshaus und herberge der armen fremden pilger, so des heiligen almosens würdig seien“, in ihrem Seßhaus an der Rheingasse einzurichten, und verschrieben dieser Herberge ihr gesamtes Gut auf die Zeit ihres Todes. Nach dem Tode des Hans Kilchman konnte diese Herberge 1521 eingerichtet werden. Auch sie war Erneuerung einer frühern Anstalt dieser Art, die ebenfalls in der Rheingasse bestanden hatte.

Zahlreich waren die Stiftungen einzelner Almosenverteilungen oder Spenden. Als einmaliger Leistung etwa in der durch Jacob Waltenheim gewählten Form, der 1469 festsetzte, daß während der dreißig Tage nach seinem Tode täglich zwölf Arme in seinem Hause gespeist werden sollten. Häufiger ist, daß der Donator eine Summe bestimmt, aus der jährlich zur gegebenen Zeit, meist an seinem Anniversartage, Geld oder Brot unter die Armen verteilt werden soll. Diese Spende ist öffentlich anzusagen; sie geschieht vor der betreffenden Kirche, zuweilen am Grabe des Stifters, auf das die Spendbrote gelegt werden. Meist wird die Spende Armen überhaupt verheißen, da sich dann Alles auf den Spendeplatz drängen kann; oder aber nur Hausarmen Kindbetterinnen Spitalkranken Feldsiechen, ehrbaren Töchtern zur Aussteuer für die Ehe usw. Auch von Anderem als von Geld und Brot ist etwa die Rede, namentlich von Schuhen und von Tuch; deren Verteilung geschieht zu Winteranfang am Lukastag und gibt ihnen den Namen von Luxröcken und Luxschuhen. Urkunden der Andreaskapelle, Listen des Petersstifts usw. zeigen, wie allenthalben und wie oft solche Spenden stattfinden, wie ihre Besorgung ein selten unterbrochenes Geschäft der Kirche ist.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 779. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/258&oldid=- (Version vom 4.8.2020)