Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 2,2.pdf/264

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

viele von ihnen zu Rom oder Avignon ausgestellt durch jene Gruppen von Bischöfen in partibus, die gleichsam berufsmäßig als Ablaßgesellschaften arbeiteten und deren Autorität für Viele noch gehoben wurde durch die fremd und wunderbar klingenden Namen ihrer Bistümer. Am Platze selbst sorgten dann die Ablaßprediger für guten Ertrag des Geschäftes.

Bei der Weihe von Kirchen Kapellen Altären Kirchhöfen wurde regelmäßig allen Denen Ablaß verheißen, die in richtiger Gesinnung und mit offenen Geberhänden der Feier beiwohnten oder den geweihten Ort künftig besuchten. Jede Kirche und jedes Kloster kam auf diesem Wege zu seinem Schatze von Indulgenzen, durch den Wohltäter Förderer und Freunde gewonnen und belohnt werden konnten. Große langwährende Unternehmungen wie der Bau der Kathedrale werden uns in ihrem Fortgange, in Stockung und Wiederaufleben, durch solche Ablaßgewährungen am lebendigsten illustriert. Aber noch anderen Leistungen war diese Vergeltung zugesagt: dem Begleiten des Sakraments zum Sterbenden, dem Grabgefolge, dem andächtigen unter Gebet geschehenden Hinauf- und Hinabsteigen der via mala zwischen Martinskirche und Rheinbrücke u. dgl. m. Auch der Besuch der ewigen Stadt brachte dem Pilger Ablaß, am stärksten in den Jubiläumsjahren, und schon frühe wurden diese Jubiläumsindulgenzen ausnahmsweise auch ohne Pilgerfahrt gewährt. Für Basel zuerst 1351 den hier im Kapitel versammelten Augustinereremiten.


Hier ist endlich der Bruderschaften zu gedenken als der Verbände, in denen dies Verhältnis des Einzelnen zur Kirche eine genossenschaftliche Organisation erhielt. Mit der Gemeinsamkeit gottesdienstlicher Andacht und Opferung verbanden sie die gegenseitige Sorge der Genossen für Pflege Grab Gedächtnis und Seelenheil. Es handelte sich um Notwendigkeiten irdischer wie ewiger Art; was dem Einzelnen zu leisten vielfach unmöglich war oder schwer fiel (Kosten der Spitalverpflegung, des Begräbnisses, der Seelenmeßstiftung usw.) konnte durch den Zusammenschluß Mehrerer leicht aufgebracht werden.

Daß Geistliche selbst zu solchen Vereinen zusammentraten und daß dann um der dabei zu gewinnenden Vorteile willen auch Laien bei ihnen Aufnahme suchten und fanden, ist uns beim Domstift bekannt geworden.

Reine Laienbruderschaften sind uns bei Betrachtung der Zünfte begegnet. Der Verband, der die Gewerbsleute für den Betrieb ihres Berufes umschloß, war als Bruderschaft (Seelzunft) für Erfüllung kirchlicher Pflichten

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 785. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/264&oldid=- (Version vom 4.8.2020)