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und Dienste organisiert. Diesen Seelzünften gingen parallel die Bruderschaften der Gesellen.

Wie hier Gleichartigkeit oder Gemeinsamkeit einer fest und öffentlich geordneten Arbeit die Grundlage der Bruderschaft bildete, so traten in Verbänden dieser Art auch Solche zusammen, die fremd und jedenfalls zunftlos waren: die Schildknechte d. h. die Knappen und Diener vornehmer Herren und in der St. Jacobsbruderschaft die fahrenden Leute des Kohlenbergs. Ähnlicher Art waren die Bruderschaften des Arlberghospizes oder der Kapelle zu Oberbüren, in denen Reisende Kaufleute u. dgl. von Basel und andern Orten sich zusammenfanden.

Allen diesen Bruderschaften gegenüber zeigte diejenige des „Baus U. L. F. auf Burg“ ein anderes Wesen. Sie erwuchs sichtlich nicht aus der Initiative der schon im Übrigen durch Lebensweise oder Tätigkeit verbundenen Genossen; sondern was sie schuf war lediglich, daß die Kirche den Wohltätern des Münsters Teilnahme an ihren geistlichen Gütern und ihre fraternitas verhieß; dem entsprach auch das Fehlen der bei den Bruderschaften sonst üblichen Organisation.

In ähnlicher Weise scheinen diejenigen Bruderschaften, die sich zur Verehrung eines bestimmten Heiligen bildeten, eher Schöpfungen der Kirche als der Teilnehmer selbst gewesen zu sein. So die zur Zeit des großen Sterbens 1349 entstandene St. Pantaleonsbruderschaft in Kleinbasel; außerdem begegnen wir solchen Fraternitäten in der Gefolgschaft des Predigerklosters. Ihre starke Vermehrung geschah erst durch die kirchliche Regeneration des XV. Jahrhunderts.

Zum Wesen der Bruderschaft gehört, daß sie nur ausnahmsweise ihre eigene Kapelle oder Kirche, ihren eigenen, von ihr selbst aufgestellten oder dotierten Priester hat. Für Messe Gottesdienst Segnungen usw. gehen die Bruderschaften bei der Kirche zu Gaste: bei St. Martin die Schuhmacherknechte und die Küferknechte; bei St. Theodor die Kleinbasler Rebleute; bei St. Peter die Bäckergesellen; bei St. Andreas die Krämer; bei St. Leonhard die Schlossergesellen und die St. Jacobsbruderschaft, und zu St. Oswald die Gerber; bei den Augustinern die Lukasbruderschaft der Maler-, Glaser­ und Goldschmiedmeister und die Schneidergesellen; bei Predigern die Schuhmacher; beim Klingental die Müllergesellen; beim Münster endlich die meisten Bruderschaften: die Steinmetzen, die Hufschmiede, die Messerschmiede, die Weber, die Weinleute, die Schildknechte, die Baubruderschaft.

Auch die in diesen Kirchen den Bruderschaften zugewiesenen Altäre gehören ihnen nicht. Nur die Kerze vor dem Altar ist Stiftung und Sache

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 786. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/265&oldid=- (Version vom 4.8.2020)