Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 2,2.pdf/279

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Clemens war und seit 1369 die Thesaurarie inne hatte, nahm der Urbanist Konrad von Munderkingen 1380 diese Dignität in Besitz.

Vergegenwärtigen wir uns rings um diese einzelnen geschlossenen Kampfplätze her die allgemeine Lage der Stadt und den Zustand des Volkes, das sich in den höchsten Dingen seines Lebens um alle Zuversicht gebracht sah. Denn mit den Parteiergreifungen, den Obedienzerklärungen, den Datierungen der Urkunden nach den Jahren des einen oder des andern Papstes war es nicht getan. Das Große war die quälende Unruhe dieser langen Jahre. Das Schisma zernichtete den Begriff des einen und geheiligten Papsttums; keiner der Päpste, die nun in Mehrheit entstanden, besaß eine vollkommen zwingende und ausschließliche Macht.

Das Schisma schuf Parteien, ohne damit immer das handeln der einzelnen Kirchenbehörde und des einzelnen Klerikers zu bestimmen; der Streit um die Quarten z. B., ebenso der Beginensturm, zeigen kirchliche Interessen, um welche die Scharen in ganz anderer Gruppierung kämpfen als in der durch das Schisma gegebenen.

Aber in andern und in den meisten Fällen war das Schisma die entscheidende Kraft. Bei der Gefangensetzung des großen Urbanisten Johann Malkaw 1390 durch Bischof Imer mochten allerhand Rücksichten mitwirken, auch der Wunsch, diesen unbequemen Strafprediger und Reformer stille zu machen; tätig war doch vor Allem der leidenschaftliche Parteihaß der clementistischen Augustiner. So bestimmt wir an das Vorhandensein zahlreicher Neutraler glauben dürfen, die als „einfältige Leute“ die ganze Streitfrage dieses Schisma den Kanonisten und Diplomaten überließen oder aber durch Indifferenz dem schweren Gewissenskonflikt aus dem Wege zu gehen suchten, der Hader aller Christenheit trat doch immer schreckhaft und gewaltig hervor. Namentlich in der Agitation der Legaten, die für den römischen Papst hier selbst, für den avignonesischen vom nahen Freiburg aus Laien und Geistliche Basels mit ihrem Belohnen und Strafen, ihrem Nehmen und Geben bearbeiteten. Auch das gerade in diesen Jahren aufs rücksichtsloseste betriebene Ablaßgeschäft sorgte für Verwirrung. Und selbstverständlich war die ganze Zwietracht begleitet von unausgesetztem Interdizieren. Jedes der beiden Kirchenhäupter brauchte diese Waffe gegen die Anhänger des Gegners, und wie sich hiebei die Zustände z. B. innerhalb von Konventen gestalteten, die geteilter Obedienz waren, ist gar nicht auszudenken. Wenn es auch im Ganzen der Stadt zur Ausführung eines solchen Interdiktes nicht kam, so mußte dessen Vorhandensein allein schon Manchem zu denken geben; der Zweifel ließ ihn nicht ruhen: ist mein Papst in Wahrheit der Nachfolger

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 800. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/279&oldid=- (Version vom 4.8.2020)