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Petri, der Stellvertreter Christi? auf welcher Seite ist das Heil? auf welcher die Verdammnis?


Aber mitten in dieser Zerrüttung erhob sich der ächte Geist der Kirche aufs neue.

Eine Besserung der Welt, des Reiches, der Kirche war seit langem von Vielen erhofft. Auch hatte es nie an Momenten tiefer Erregung gefehlt, und in mächtigen Gestalten war der Wille zu einer Reform der Christenheit, zu einer sittlichen Reinigung und zur Befreiung der Kirche von der Welt laut geworden. Jetzt sehen wir die Kirche, von der allgemeinen Entwickelung des Lebens ergriffen und angetrieben, sich selbst zur Ausführung solcher Besserungsarbeit sammeln.

Vor Allem mußte das Schisma beseitigt werden. In welcher Weise dies geschah, ist schon erzählt worden. Der durch die Pisaner Kardinäle als ein Bote für den Frieden und die Einheit der Kirche nach Deutschland gesandte Kardinal Landulf von Bari fand im Dezember 1408 glänzende Aufnahme in Basel und gewann hier beinah Alle für die Einigung; ein Jahr später, am 26. Dezember 1409, erhielt der am 26. Juni 1409 vom Konzil in Pisa an Stelle der Päpste Gregor und Benedikt erhobene neue Papst Alexander V. die feierlich erklärte Obedienz des Basler Klerus. Der Rat folgte dem Beschlusse; Basel bewahrte diese Haltung, als Alexander am 3. Mai 1410 gestorben war, auch gegenüber seinem Nachfolger Johann XXIII.

Die Bemühungen um Regeneration, mit der wir es nun zu tun haben, füllte ein Jahrhundert mit wiederholten, immer neu andrängenden Impulsen. Im Leben unsrer Basler Kirche ist der ganze gewaltige Vorgang deutlich zu erkennen.

Es handelte sich dabei um Reformen, die nicht die Lehre und nicht die Machtstellung der Kirche trafen. Hierin den weitergehenden Reformprogrammen und Forderungen nicht folgend galten sie nur dem Wandelbaren, der im Einzelnen sich zeigenden Gesinnung und Aufführung.

Was dabei zunächst in Betracht kam, ergibt sich zum Teil aus den Verboten der Basler Synodalstatuten von 1400 und 1434. Neben den Vorschriften, die sich wider Unordnung beim Verwalten der Sakramente, Anmaßung von Pfarreirechten und Jurisdiktionen, Veräußerung des Kirchengutes, Konföderation niederer Kleriker wider die Obern u. dgl. m. richten, enthalten diese Statuten Sätze und Bedrohungen, die vor Allem dahin zielen, den Kleriker sich besinnen zu lassen auf die Würde und die Pflichten

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 801. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/280&oldid=- (Version vom 4.8.2020)