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nichts wirken könne, dringt Diether beim Rat auf eine gründliche Reform des Apothekerwesens.

Auch in den Ratsbefehlen über Reinhaltung von Straßen und Brunnen, über Kanalisation, über Bestattung, über Fremdenkontrolle, über Lebensmittelschau zeigen sich beizeiten sanitätspolizeiliche Absichten. Die Epidemieen waren trotzdem häufig und verheerend, und zu einer systematischen Bekämpfung dieser dauernden großen Gefahr war die Stadt nicht im Stande. Daß sie aber das Mögliche tun wollte, das lehrt ein schon in der Mitte des XIV. Jahrhunderts gefaßter, wichtiger Beschluß des Rates. Er nennt acht ansteckende Krankheiten (Epilepsie Antoniusfeuer Geschwüre Aussatz u. a.) und verfügt, daß die mit einem dieser Uebel Behafteten weder Eßwaren noch Getränke feilbieten dürfen, ja daß sie aus der Stadt zu weisen seien, „umb daz die gesunden nit denselben gepresten empfahent“. Die stehende Rubrik in den städtischen Ausgabenrechnungen über Fortjagen der „siechen“ bezeugt uns die tatsächliche Ausführung dieses Beschlusses.


Über die Einzelheiten der gelehrten Professionen hinaus suchen wir nach einem allgemeinen Zustande von Wissen und höherer geistiger Tätigkeit. Die Nachrichten über den Besuch auswärtiger Universitäten, der schon erwähnt worden ist, können uns allerdings Manches nahe bringen; und daneben galt zu Hause, was später von Theodor Brand erzählt wird: „Weil er einer guten Art war, hat man ihn zu der Schule getan und in der lateinischen Sprache unterwiesen.“ Er war der Sohn eines Scherers. Aehnliches außerhalb der Kirche würde man vielfach nachweisen können; laici literati, wie Johann Wiler 1405 und Peter Hans Baltheimer 1468 hießen, waren immer vorhanden.

So gehen auch die bekannten Urteile des Enea Silvio nicht auf das Maß, die Tüchtigkeit und die Verbreitung höherer Bildung in Basel, sondern auf ihre Art und Richtung. Was diesem wählerischen Humanisten mißfällt, ist der Mangel literarischer und schöngeistiger Interessen; er findet keinen Kultus der klassischen Autoren, kein Studium der Poesie und der Redekunst.

Enea tadelt dergestalt hier, was er damals allenthalben in Deutschland tadeln konnte. Aber denkwürdig ist, daß in Basel schon wenige Jahre später diese Zensuren nicht mehr wahr gewesen sein würden.

Statt des Gastes Enea sehen wir jetzt den eingebornen und fest angesessenen Peter von Andlau vor uns, als den Herold neuen wissenschaftlichen Lebens in Basel.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 549. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/28&oldid=- (Version vom 4.8.2020)