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Eine Klostergründung in so später Zeit war freilich eine schwere Sache. Das neue Geschöpf konnte inmitten des städtischen Kirchenwesens, das wie ein festgefügter Organismus ohne Lücken und Leeren dastand, zunächst nur als Störung empfunden werden. Vielleicht deswegen kam das Kloster ins Nachbarbistum, nach Kleinbasel, und außerdem wirkte wohl die Absicht mit, der erst vor Kurzem gewonnenen Stadt etwas Großes zu gewähren; der Konflikt mit den bestehenden Pfarreirechten freilich war auch dort zu erledigen. Der Rat als solcher scheint keine wesentlichen Bedenken gegen die Gründung gehabt zu haben; wie diese dann zu Stande kam, waltete in ihr spürbar dasselbe Machtgefühl, das diese Periode der städtischen Geschichte überhaupt belebt. Dabei mag beachtet werden, daß die Stiftung Absichten des Markgrafen Rudolf zu nichte machte, dem Basel damals auch auf politischem Gebiete zuvorkam; möglicherweise war auch Katharina von Burgund mit Rat und Antrieb beteiligt.

Jedenfalls ist bedeutsam für die Zeit und ihre Liefern Bedürfnisse, daß gerade diese schwerste ernsteste Form des Mönchtums gewählt wurde. Wie man wohl nur von solcher höchsten Strenge noch ein Heil erwartete und der Gedanke daran gleichsam in der Luft lag, zeigen die in einer Basler Beginensamnung getanen Äußerungen, zeigen die Absichten des Markgrafen, zeigt endlich Burchard zum Haupt, der ein angenehmes Leben in Basel dahintenlassend in die Straßburger Karthause ging, aber auch seiner alten Heimat das Entstehen eines solchen Klosters weissagte.

Prächtig tritt nun die Gestalt des Jacob Zibol hervor. Auf einer Gesandtschaftsreise hatte er in Nürnberg die dortige Karthause kennen gelernt, und die Eindrücke, die er dort empfangen, brachten ihn zum Entschluß, auch in Basel ein solches Kloster entstehen zu lassen. Er kaufte vom Rate den Bischofshof in Kleinbasel und übergab ihn dem Karthäuserorden für eine Niederlassung; in weitern Gaben sorgte er für die Ausstattung dieses neuen Ordenshauses mit Geld und Gut. Das Jahr dieser Stiftung, 1401, wurde so zum Höhepunkte seines Lebens. Er stand unter den Reichsten, er hatte die Macht im Rate. Eine Ambition, die so wirksam sonst bei keinem Basler dieser Zeit uns begegnet, trieb ihn; es war die Gesinnung, die fünfzig Jahre früher der Erbauer der Florentiner Karthause ausgesprochen hatte: „was mir Gott sonst gegeben, geht auf Nachkommen über und ich weiß nicht an wen; nur dies Kloster mit seinem Schmucke gehört mir auf alle Zeiten und wird meinen Namen in der Heimat grünen und dauern machen“.

Wir haben die große Leistung eines Einzelnen vor uns. Für Basel aber war diese Klostergründung ein Ereignis, das weit über das Kirchliche

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 803. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/282&oldid=- (Version vom 4.8.2020)