Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 2,2.pdf/283

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

hinaus seine Bedeutung hatte. Auch tritt uns der Geist, der über den Anfangszeiten des Klosters waltete, aus seinen nahen Beziehungen zu Dietrich von Nieheim entgegen. Im Bereiche der Kirche war seine Auszeichnung, daß Vielen, die den Glauben an Kloster und Ordenswesen eingebüßt hatten, hier das Bild einer von allem Gewohnten sich unterscheidenden Gemeinschaft geboten wurde. Die Karthause war das Kloster Basels, das nie einer Reform bedurfte. Die innere Kraft, ja Notwendigkeit dieser Neugründung erwahrte sich allen Anfechtungen gegenüber und hielt auch Stand, als Zibol politisch unterging. Zuerst seine Überwältigung im Stadtregiment durch Peter zum Angen 1403, dann 1409 sein Sturz wegen der Rheinfelder Sache blieben ohne Nachteil für die Karthause.


Das Jahrzehnt, das über die Anfänge der Karthause hinging, war daneben erfüllt vom Beginensturm.

Jene Gründung brachte der Basler Kirche ein neues Organ voll Kraft und Reinheit; dieser Sturm beseitigte ein alt und faul gewordenes. Die Gründung vollzog sich fast geräuschlos im Innern der Kirche; der Beginenkampf wurde zur öffentlichen städtischen Angelegenheit.

Als Streiter zeigen sich uns auf der einen Seite Bischof Humbert, die Plebane der Pfarreien und die Dominikaner, auf der andern die Beginen und Begarden und deren Schutzherren die Barfüßer. Auch der Rat der Stadt nahm Teil. Aber so wenig der Kampf des beginnenden XIV. Jahrhunderts, den der jetzige aufnahm, ein nur lokales Ereignis gewesen war, so wenig dieser. Allenthalben im Reiche erhob man sich während dieser Jahrzehnte gegen die Beginen und Ihresgleichen.

Jene frühern Bewegungen hatten die streitige Sache nicht erledigt. Begarden und Beginen waren geblieben, in allerhand Formen weiterwuchernd. Jetzt schritt die Kirche im Reformgeist ein.

Sie sah vor sich eine Masse solcher Leute: gegen dreißig gefüllter Häuser oder Samnungen und zahlreiche Einzellebende. Die Meisten hießen Tertiarier des hl. Franziskus und wurden als solche beschützt und vertreten durch die Barfüßer; Andere trugen den Namen von Beginen und Begarden. Von Tertiariern des hl. Dominikus war nicht mehr die Rede. Und im Allgemeinen handelte es sich weit überwiegend um Weiber.

Wenn auch anerkannt wurde, daß es unzweifelhaft orthodoxe Begarden und Beginen gebe, galten die diesen Namen Führenden doch summarisch als Ketzer. Man warf ihnen vor, daß sie die kirchlichen Gebote verachteten, daß sie als Laien sich gegenseitig die Beichte ihrer Sünden

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 804. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/283&oldid=- (Version vom 4.8.2020)