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Als wichtiger erscheint uns die nie nachlassende, oft mit der stärksten Kraft wirkende Anregung der Konzilsdebatten und -Beschlüsse sowie der Äußerungen einzelner Konzilspersonen.

Die Basler Kirche wußte, daß sie vom Bischof an bis hinab zum kleinsten Kleriker, vor einem einzigartigen und riesenhaften Sachverständigenkollegium zur Schau stand. Die Beflissenheit, mit der sie daher sich schon zeitig hiefür zurechtmachte und rüstete, gleich der Stadt, gibt den dem Konzil vorangehenden Jahren eine eigentümliche Aufregung.

Im Äußern trat hinzu der große Impuls des Stadtbrandes von 1417, und so sehen wir allenthalben die Arbeiten an Kirchgebäuden im Gange. Während St. Ulrich neu aufgerichtet, St. Alban wiederhergestellt wurde, erhielt der Georgsturm des Münsters seinen Ausbau, wurde die uralte, an Mauern und Dachungen zerrüttete Kleinbasler Kirche durch einen Neubau ersetzt, wurden der Peterskirche und dem Chor zu Predigern Türme gegeben.

Dies die äußere Zubereitung. Zu ihr trat das Prüfen seiner selbst, die Korrektur von Wandel und Gewohnheit. Von ihr ist schon bei St. Peter, bei den Predigern usw. die Rede gewesen; in umfassender Weise geschah sie dadurch, daß der Bischof seine ganze Verwaltung revidierte und dem Bistum auf einer Synodalversammlung neue Gesetze gab.

Während des Konzils selbst kam dann die stete Beaufsichtigung, die unaufhörliche Vergleichung von beiden Seiten her, das Kritisieren, das Bewundern, das Beneiden und Nachahmen.

Es konnte sich dabei so gut um Nichtigkeiten handeln wie um die ernstesten Fragen.

Daß sich beispielsweise die Basler Geistlichkeit während der Konzilsjahre auffallend häufig mit ihrer Tracht beschäftigte, weist wenigstens auf einen Teil Dessen hin, was sich ihr an diesen Kollegen aus aller Welt vor Augen stellte. So erließ das Domkapitel 1438 ein Statut über die Kleidung seiner Mitglieder, mit sorgfältiger Angabe der den Prälaten, den Domherren, den verschiedenen Klassen der Kapläne zukommenden Auszeichnungen durch Pelz Borten usw. Drei Jahre darauf wurde dem Petersstift eine Verschönerung der Tracht des Propstes gestattet, und die Damen im Klingental ließen sich das Tragen von Handschuhen im Winter bewilligen. Aber auch der Klerus der Martinskirche und der Leutpriester zu St. Theodor wollten mit Verbesserung ihres Habits nicht zurückbleiben. Ebenso 1440 die Chorherren zu St. Leonhard; sie erhielten die Erlaubnis, Pelzmützen

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 817. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/296&oldid=- (Version vom 4.8.2020)