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Bei solchen Gesinnungen konnte in der Tat jetzt, da in Rom jene Wahl geschehen war, der Gedanke kommen, den einzigartigen Moment mit aller Macht zu nützen. In seltsamer Unbefangenheit verfiel man dabei auf die Forderung eines nochmaligen Konzils; diskutierbarer waren die andern Projekte, deren jedes auf seine Art die Konjunktur jenes konziliaren Jahrzehnts ebenfalls erneuern sollte: die Jahrmesse und die Universität.

Zunächst erließ der Rat auf die Kunde der Papstwahl ein Gratulationsschreiben an den alten, nun so glorreich erhobenen Freund der Stadt. Daß diese Höflichkeit bei Pius gute Aufnahme fand, konnte Wirkung besonderer persönlicher Erinnerungen sein; jedenfalls erleichterte sie dem Rate, nun mit allen seinen Plänen vor den heiligen Vater zu treten.

Im Spätherbst 1458 und den folgenden Monaten behandelte der Rat diese Pläne. Wiederholt saßen er und die Dreizehner über „der Stadt Freiheiten und Sachen, die an den Papst gebracht werden sollten.“ Und dabei kam außer Konzil Jahrmesse und Universität noch alles Mögliche zur Sprache: die Einführung der Observanz in den noch nicht reformierten Klöstern; die Regelung des ultimum vale beim Begräbnis; die Erwerbung eines römischen Konservatoriums für die Stadt; die Einrichtung einer Appellationsinstanz in Basel; das Verfahren in den Beziehungen zur Herrschaft Oesterreich.

Als der Bürgermeister Hans von Flachsland im April 1459 Auftrag und Kredit erhielt, um dem Papste die Glückwünsche Basels nun auch mündlich auszurichten und nebenbei für die soeben genannten Wünsche zu arbeiten, war Pius schon unterwegs nach Mantua zu dem für Beratung eines allgemeinen christlichen Heerzuges wider die Türken einberufenen Kongreß. Von Spoleto, dann wieder von Siena aus hatte er Basel aufgefordert, seine Botschaft zum Kongreß abzuordnen. In Florenz, wo Pius am 25. April eintraf, stieß wohl der Basler Gesandte zu ihm und konnte sich nach Darbringung seiner Gratulation wieder zurückziehen. Denn Pius eilte zum Kongreß. Am 1. Juni eröffnete er diesen in Mantua; Tags darauf mahnte er Basel neuerdings ans Kommen. Auch sandte er einen Botschafter mit drängenden Worten über die Alpen; Mitte Juni machte dieser hier im Rathause seine Aufwartung.

In diesem Sommer müssen die entscheidenden Beratungen der Basler Behörden über das Universitätstraktandum sowie sonstige Pläne stattgefunden haben, ergänzt durch eine nochmalige rasche, aber feierliche Delegation zum Papste. Wieder mußte Hans von Flachsland, jetzt Altbürgermeister, reisen, offiziell als Gesandter zum Kongresse, nebenher mit dem Auftrage, bei Papst und Kurialen wegen der eigenen Geschäfte Basels zu sondieren. Als

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 552. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/31&oldid=- (Version vom 4.8.2020)