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Klausur. Der Bischof befahl solche, zog dann aber auf Bitte der Frauen den Befehl wieder zurück.

Es war klar, daß diese bischöfliche Aufsicht in keiner Weise genügte. Hier mußte eine Änderung geschehen. Nicht nur die Prediger, die auf ihr altes Recht über Klingental innerlich nie verzichtet hatten, sondern auch Andere, wie z. B. die Andlauer Äbtisse Susanna von Eptingen, waren an der Kurie tätig, und im August 1477 kamen sie zum Ziele. Papst Sirius entzog dem Konstanzer Bischof die Aufsicht und gab dem Predigerorden wieder seine frühere Befugnis, zugleich mit dem Auftrage, die Reformation auszuführen. Er sprach die Erwartung aus, daß der Rat die Prediger unterstützen werde.

Im Januar 1480 endlich kam es zu Taten. Der Predigerprovinzial Jacob von Stubach und Deputierte des Rates begaben sich ins Klingental und verkündeten dort den Beschluß der Reformation. Sie waren natürlich auf Widerstand gefaßt und erwarteten nicht, daß die Frauen die Observanz annehmen würden. In der Tat verweigerten diese jeden Gehorsam und erklärten, sich von der konstanzischen Obedienz nicht verdrängen zu lassen. Sie behagte ihnen durchaus, der Bischof war ja stets fern, und als unleidlich erschien ihnen die Wiederkehr von Aufsicht und Strafgewalt der nahen Klosterbrüder, der sie sich vor fünfzig Jahren hatten entziehen können. Ihr Haß gegen diese Mönche, der später in den leidenschaftlichen Klageschriften der Frauen laut wird mit den Anschuldigungen der Habsucht, der unkeuschen Begierde, der Verlogenheit, loderte schon jetzt auf, als die Gegner mit Übermacht vor ihnen standen. Lärm und wüste Schmähungen waren ihre Antwort auf die päpstliche Bulle, die ihnen vorgelesen wurde; sie brauchten Prügel und Schwerter, bis auch die Stadtknechte derb zugriffen und auf Verlangen des Provinzials die rebellierenden Damen in die Zellen sperrten, Schlüssel und Konventsiegel ihnen abnahmen. Ohne Zögern, am 13. Januar schon, geschah die Einführung der neuen Schwestern, die aus dem Kloster Engelpforte in Gebweiler gekommen waren und die Observanz brachten. In der üblichen heiligen Dreizehnzahl zogen sie feierlich ein und nahmen Besitz vom Kloster; am 28. Januar kam ein Vergleich mit den alten Schwestern zu Stande. Gegen das Versprechen, keine Ansprüche mehr zu machen und keinen Streit zu erregen, erhielten diese ihr Eingebrachtes und Erspartes und verließen, siebenunddreißig an der Zahl, das Kloster.

Diese Einführung der Observanz im Klingental unter heftigstem Streite und mit Anwendung körperlicher Gewalt hatte damals ihre Parallelen bei

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 835. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/314&oldid=- (Version vom 4.8.2020)