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andern Nonnenklöstern: Söflingen unweit Ulm, St. Walburg in Eichstätt, dem braunschweigischen Wennigsen usw.

Aber Stubach fand, daß er noch nie solche Mühsal erlebt habe, wie bei dieser Reformation. Zur gleichen Zeit arbeitete er auch für die Observanz in Adelhausen und einigen andern Klöstern. Unermüdlich, voll Eifers, durch keinen Widerstand zu beugen, war er durch diese Klingentaler Sache fast ganz in Anspruch genommen und blieb Monate lang in Basel, seine Provinzialgeschäfte versäumend. Wenige Jahre erst waren dahin, seit der Dominikaner Johannes Meyer sein Buch von der Reformation geschrieben, das große Werk seines begeisterten Lebens zusammenfassend dargestellt hatte; die Inbrunst und freudige Überzeugung, die aus dieser Erzählung leuchtet, lebt in dem Klingentaler Vorgang. Aber auch der Widerstand der „höllischen Kräfte“, von dem Meyer gelegentlich redet, fehlte hier nicht.

Die ausgetretenen Klingentaler Schwestern hielten sich in der Nachbarschaft auf, in Wehr Sitzenkirch Mülhausen u. s. f. Nicht klösterlich; sie zogen hin und her, „waren sehr verwegen und versprachen wunder“. Sie nannten sich arme betrübte ausgetriebene Frauen; aber als wären sie noch immer die rechtmäßigen Inhaberinnen des Klosters, erhoben sie dessen Gefälle, kassierten sie dessen Schulden ein, ließen sie sich von dessen Konservator, dem Propst Wilhelm von St. Peter, beschirmen und vertreten. Die zahlreichen Beziehungen, die sie in den Vorlanden und der Eidgenossenschaft hatten, und ihre lauten heftigen Klagen bewirkten, daß sich von allen Seiten Groß und Klein in die Sache mischte.

Ein Helfer nach dem andern stand für die widerspenstigen Nonnen auf. Allen voran Herzog Sigmund von Österreich, der eine Kastvogtei über Klingental geltend machte; dann Albrecht von Klingenberg „der Nonnen Tröster“, Graf Ulrich von Montfort, Heinrich von Rümlang usw. Von der andern Seite ließ sich der Kaiser selbst vernehmen, ebenso der Markgraf von Hochberg sowie Wilhelm von Rappoltstein. Die Beteiligung Burchard Störs zog auch die Berner in die Sache, und bald waren sämtliche Eidgenossen mit in Anspruch genommen. Beziehungen und Streitigkeiten der heterogensten Art wirkten auf die doch ganz interne Kloster- und Stadtsache, und so wundern wir uns nicht, daß auch in diesem Falle der Handel völlig entartete, daß er auslief in die endlose Verdrießlichkeit und Gefahr einer ordinären Landfehde, wobei Bauern baslerischer Pfanddörfer heimgesucht, reisende Basler überfallen wurden u. dgl. m. Mit den erbärmlichsten Motiven machte sich natürlich auch Graf Oswald von Tierstein heran und trug seinen Baslerhaß in diesen Konflikt.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 836. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/315&oldid=- (Version vom 4.8.2020)