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der ihre Feste mit besondern Veranstaltungen auszustatten liebte. Das Kloster verließ er so selten, daß seine Gestalt in den Straßen wie eine Wundererscheinung betrachtet wurde. Um so bewegter und kräftiger stellt sich sein Nachfolger Jacob Lauber (1480—1500) dar, der Regenerator des Klosters, der bei seinem Amtsantritt Scheunen Fässer und Kasse leer fand, aber bald Gedeihen in die Geschäfte brachte. Bei allem Arbeiten, auch beim Bauen, beim Pflegen und Ordnen der Klosterbibliothek ein nicht zu ermüdender Mann, der so streng gegen Andre war, wie er sich selbst nicht sparte. Dabei ein Eiferer für Form und Schönheit des Kultus. Für sein Ansehen im Orden spricht, daß ihn 1485 der Prior der Großen Karthause mit der Visitation der Niederlassungen in Ungarn Mähren Österreich betraute. Aber als Haupttugend beinah erschien seinem Biographen die Klugheit, mit der er zwischen all den Zelebritäten, die damals in den Zellen zu Basel nebeneinander saßen, Ordnung Ruhe und Frieden aufrecht zu erhalten verstand.

Ohne Zweifel war das Geltenwollen, der Gelehrtenruhm und Gelehrtenneid, mit dem Lauber zu schaffen hatte, ein dem Geiste der Karthause fremdes Wesen. Aber wir sehen auch sonst allerhand Kontraste voll Leben. Wie in andern Karthausen, so schloß sich auch hier um die demütige und innige Devotion der Mönche ein weiter Bau von zum Teil strahlender Schönheit des Schmuckes. Es war dasselbe Herantreten von Kunst und Macht aller Welt zu dieser tiefen Stille, das auch in der täglichen Fürbitte für die Benefaktoren des Klosters die größten Namen ertönen ließ.

Namentlich aber brachte Hieronymus Zscheckabürlin ein neues Element in diese Karthäuserwelt. Während Heynlin, der im gleichen Jahre wie er hier die Zelle aufsuchte, sich zum gänzlichen Auslöschen der eignen, einst so sichtbar und wirksam gewesenen Person verstand, kam in Zscheckabürlin ein nicht umzubringender eigenwilliger Mensch herein. Von Anbeginn umgab ihn ein Schimmer des Besondern. Oft schon hatte ja der Eintritt ins Kloster ein heiteres Weltleben geendet, ohne deswegen als Wunder bestaunt zu werden. Jetzt geschah dies, da der stadtbekannte glänzende junge Herr Karthäuser wurde, der seinen Eintritt am 21. Mai 1487 allerdings zu einem öffentlichen Schauspiel zu machen verstand. Auch nachdem die Klosterpforte sich hinter ihm geschlossen, wurden ihm allerhand Vergünstigungen zu Teil; er stieg im Konvente rasch empor, und deutlich sehen wir, wie namentlich seit Übernahme des Priorats, 1501, das ihm angeborne Herrenmäßige und Wählerische manchen schlichten Klosterbruder den Kopf schütteln ließ. Seine Freude an Prunk und seine Baulust gaben

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 846. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/325&oldid=- (Version vom 4.8.2020)