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Auch was er im Domstifte leistet — Vergabungen, Ausstattung des Altars der Marienbruderschaft, Anfertigung des Fabrikbuches — zeigt ihn ganz im Bereiche dieses seines eigensten Wesens, völlig auf eine Richtung gesammelt.

Weiterhin sodann die kraftvollen Erscheinungen Andlau Philippi Heynlin Surgant; sie bilden in ihrer Gesamtheit die glänzendste Repräsentanz des geistlichen Standes. Was am Klerus edel und gut ist, erhebt in ihnen seine Stimme.

Peter von Andlau, der uns bekannte Münsterkaplan, Propst zu Lautenbach und Professor des Rechts, schreibt in den 1470er Jahren den Traktat vom kanonischen Leben der Weltgeistlichen, eine ernste Schrift des Vorwurfs und der Ermahnung.

Bewegter, fast leidenschaftlich klingt der Ton aus dem Reformatorium des Freiburgers Jacob Philippi. Als Pleban zu St. Martin 1470 f., dann 1491 f. am Münster hat dieser den Basler Klerus aus der Nähe kennen gelernt und hält ihm nun seine Fehler vor: den Hochmut, die Fleischessünden, die Ausgelassenheiten. Die Kirche steht vor dem Ruin; sie könnte gedeihen, wenn der Priester seine Würde bewahrte. Eindringlich mahnt Philippi zur Buße und preist als bestes Mittel wider alle Übel das gemeinsame Leben der Kleriker, nach dem Muster der Brüder des gemeinsamen Lebens. In dem fein ausgeführten Bilde, das den Traktat schließt, schildert Philippi das Leben im Fraterhause. Sein Bruder Ludwig ist Rektor eines solchen Hauses in Zwolle; er selbst hat diesem sein Vermögen vermacht.

Noch stärker als diese Beiden geben sich Heynlin und Surgant den großen kirchlichen Aufgaben hin.


Die Wirkung einer wesentlich korrigierenden und verbietenden Tätigkeit wird allerdings nicht sehr hoch anzuschlagen sein. Um so eindrücklicher ist Alles, was als positive Leistung und Schöpfung neben jene tritt. In ihm zeigt sich uns wenigstens eine Frucht der Reformbewegung.

Nachdem die Kirchenbehörden allzulange den Dingen den Lauf gelassen, kommen sie zur Besinnung und wollen Ordnung schaffen. Es ist die Zeit, in der die Kirche den Kampf mit der Stadt um die alten Rechte wieder aufnimmt und der Bischof auch gegenüber Dekanen und Pfarrern wieder strenger seine Autorität wahrt.

Allenthalben in der Kirche werden Güter und Rechte neu aufgezeichnet, die Archive geordnet, in Stiftern und Klöstern die Bibliotheken systematisch gestaltet.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 850. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/329&oldid=- (Version vom 4.8.2020)