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ist Konrad Schlatter zu nennen. Der als Leutpriester zu St. Alban genannte Macarius Leopardi kommt im Jahre 1500 als Domprediger nach Konstanz. Zu St. Leonhard predigt 1475—1478 der große Heynlin, später der Prior Johann zer Leyen.

Eindrücklich ist die Gestalt des ersten Münsterpredikanten Johann Kreuzer. Wir finden ihn zuerst in Straßburg als Pfarrer beim Münster; im Ketzerprozesse des Friedrich Reiser ist er einer der Richter. Als heftiger Verfechter der Rechte des Weltklerus gegen die Mendikanten kommt er um sein Amt in Straßburg; er wendet sich nach Basel und erhält hier 1459 die Dompredikatur. Aber er bleibt nur wenige Jahre. Der alte Gegner der Bettelmönche wird 1466 selbst Dominikaner und tritt ins Kloster zu Gebweiler; eifrig arbeitet er nun an der Ordensreform, und immer wieder gibt uns der Chronist der Brüder zu verstehen, wie stolz sie sind, diesen reichen und gelehrten Herrn gewonnen zu haben. Sein Nachfolger im Basler Predigeramte ist der feurige Wilhelm Textoris, vorher Chorherr zu St. Peter, daneben Lehrer an der theologischen Fakultät. Aber nicht nur er zeigt die geistige Höhe von Pfarr- und Predigtamt des Münsters; neben ihm wird die Leutpriesterei durch den großen Johann Geiler 1476 versehen, dem in dieser Stelle der Professor Michael Wildeck folgt, dann der als Verfasser eines wichtigen Reformtraktats uns schon bekannte Jacob Philippi, endlich 1499 und 1500 Jacob Götz, der später Pfarrer in Straßburg wird. In der Münsterpredikatur selbst aber begegnet uns Johann Heynlin. Er vikariert schon vom März 1477 bis zum März 1478 für den abwesenden Textoris und ist dann vom November 1484 bis zum August 1487 selbst Predikant; die 1486 errichtete Münsterkanzel steht noch heute als Denkmal des Mannes und seiner weithin berühmten Predigt. Diese Predigt, schulgerecht aufgebaut, ist doch voll persönlichen starken Gefühles, lebendig bewegt, anschaulich, ihre Gesinnung aber der tiefste Ernst. „Die Welt ist wüste, wüste“ ruft Heynlin. „Wehe dir Basel, wehe Euch Baslern, wenn ihr nicht Buße tut!“

Eigenartig hebt sich über diese ganze Schar die Gestalt des Kleinbasler Pfarrers Ulrich Surgant. Sein Frommsein und seine Gelehrsamkeit, sein Organisationstalent, seine hohe Auffassung vom Berufe des Pfarrers und Predigers, alle Kraft und Glut dieser vielseitigen Natur finden sich zusammengefaßt in seiner dreißigjährigen (1472—1503) Wirksamkeit eines großen Gemeindeführers. Wenige sind uns so dargestellt wie er. Das Meiste über ihn vernehmen wir von ihm selbst, aus seinen Werken. Als solche sind das Jahrzeitbuch von St. Theodor, namentlich aber das manuale

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 857. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/336&oldid=- (Version vom 4.8.2020)