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des Bischofs Arnold von Rotberg, ihr Leben den guten Werken. Überall stoßen wir auf Erwähnungen ihrer Freigebigkeit. Zu Predigern stiftet sie die Jahrzeit und ein ewiges Licht; sie spendet an die Elendenherberge, an den Münsterbau und an den Bau des Klingentalklosters; sie macht Vergabungen nach Unterlinden und Schönensteinbach; bei den Geräten der Elisabethenkapelle steht eine Monstranz mit den Wappenschilden Rotberg und Zibol. Namentlich aber in der Fürsorge für die Karthause tritt sie das Erbe Zibols in großartigem Sinne an; so reich gibt sie, daß sie den Ehrentitel einer Gründerin des Klosters erhält. Dann aber, vielleicht durch den Tod ihres einzigen Kindes Ursula 1442 in die Stille getrieben, wendet sie alle Kraft und Güte dem Steinenkloster zu und nimmt hier Wohnung. Die Bücher und Urkunden des Klosters bezeugen nicht nur die ganz ungewöhnlich große Munifizenz; ansprechender noch ist die persönliche Teilnahme, das treubesorgte Verbundensein. „Unsere liebe getrüwe muter“, nennen sie die dankbaren Nonnen; bei ihnen stirbt sie nach langem Kranksein 1478.

Wohltäterin großen Stils ist auch die Margaretha Brand-Lostorf, mit Vergabungen an St. Andreas und die Karthaus und mit der Stiftung eines Stipendiums für einen Theologiestudenten.

Als Erbauer von Kapellen melden sich Mathis Eberler, der 1487 die Marienkapelle zu St. Peter stiftet, und Hieronymus Bär, der 1516 den Neubau von St. Elisabeth bestreitet; als großer, nach vielen Seiten mildtätiger Testator Jacob Waltenheim.

Wie überall bei den spätern Devotionszuständen ist auch hier die Sippe Kilchman zu nennen. Von der Vergabung Ludwigs 1484 an St. Theodor mit ihren fast seltsamen Einzelheiten und ausgeklügelten Zeremonien bis zu dem Testament, mit dem der Letzte des Geschlechtes 1521 eine Elendenherberge stiftet, sehen wir eine ununterbrochene Leistung von Donatoren, die neben dem Großartigen auch das Feine und das Kleine schätzen und sich gern in eigenen Spezialitäten ergehen.

Bei den Vergabungen des Morand von Brunn denken wir zunächst weniger an die um den ewigen Lohn sich mühende Werkheiligkeit, als an junkerliche Prunksucht sowie an ein Wohlwollen, das den Beschenkten Freude bereiten will. Dies gilt namentlich von den Gaben Morands an die Karthause, die alle Skalen durchlaufen von der großen Summe zum Bau bis zu den Nachthauben der Mönche und vom Glasgemälde bis zur Spende an die Armen. Persönliche und verwandtschaftliche Beziehungen wirken hier überall mit, während bei den gleichzeitigen Erweisungen an St. Peter

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 869. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/348&oldid=- (Version vom 4.8.2020)