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keineswegs nur in leiblichen Dingen, das Nebeneinanderleben und -arbeiten für denselben Zweck: das Wohl des Gemeinwesens.

Dem entspricht auch das schonende Verhalten des Rates in Steuer-, Zins-, Amortisationsfragen usw.; der Klerus ist ihm der Klerus seiner Stadt; er hat einen solchen ihm zur Seite stehenden, bei Gelegenheit auch den kirchlichen Gehorsam weigernden Klerus nötig. Daher in diesen Jahrzehnten der Sorge und des Kampfes öfters im Rate gefragt wird, wessen man sich zur Priesterschaft versehen könne. Einen Klerus nach seinem Wohlgefallen findet der Rat z. B. im Juli 1462, da er von dem Befehle des Papstes, in der Mainzer Bistumsfehde dem Adolf von Nassau beizustehen, die Appellation erklärt und die gesamte städtische Geistlichkeit (mit Ausnahme der Barfüßer) sich auf seine Seite stellt.

Dabei sieht und hört dieser Basler Klerus natürlich Alles, was in der weiten Kirche geschieht und was seine Genossen draußen im Reiche tun. Nicht nur im Rathause wird von diesen Dingen geredet, sondern auch in den Pfarrhäusern, den Kapitelsälen, den Stuben der Kapläne. Daher die Äußerungen Knebels über den unersättlichen Pfründenjäger Georg Hesler, über die maßlosen römischen Reservationen, über den Bund der deutschen Bischöfe und Prälaten zur Abwehr solcher Willkür. Aber auch den Bischof sehen wir seine Rechte wahren und selbständig vorgehen gegenüber der römischen Verwaltungspraxis, und wie freimütig beurteilt selbst der kleine Domkaplan Blauenstein die Päpste seiner Zeit.

Es sind Gesinnungen, die schon frühe, schon im XIII. und XIV. Jahrhundert, die Basler Geistlichkeit zur Opposition wider päpstliche Steuerforderungen gebracht haben. Gleichen Geistes sehen wir sie jetzt an den Verhandlungen des deutschen Klerus teilnehmen, der sich 1487 gegen den von Papst Innocenz geforderten Kreuzzugszehnten erhebt und auf einem Provinzialkonzil zu Mainz diese Opposition formuliert. Zur selben Zeit, da auch die Reichsstände, unter ihnen die Stadt Basel, am Nürnberger Tag Aufhebung dieses Zehnten begehren. Mit dem Rate verhandeln zu Hause auch Domkapitel und Peterskapitel wegen dieser Sache; sie verlangen seine Hilfe.

Der zu Mainz versammelte Klerus schließt seine Beschwerde mit der Erklärung, daß er, wenn Papst Innocenz auf seinem Willen beharre, an einen besser informierten Papst oder an ein künftiges Konzil appellieren werde.


Die in solcher Weise den oft zitierten und stets gewaltigen Schatten des Konzils heraufbeschworen, konnten daran denken, daß wenige Jahre

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 874. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/353&oldid=- (Version vom 4.8.2020)