Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 2,2.pdf/361

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Basler Rat aber dem Willen des Kaisers gehorchen und den Andreas in engen Gewahrsam setzen zu wollen sich erbot, wogegen er von allen geistlichen Zensuren los und ledig sein wolle. Am Abend des 20. Dezember 1482 wurde Andreas durch die Stadtknechte auf den Spalenschwibogen geführt und da in Fesseln gelegt.

Er hatte die Rolle des Konzilshelden schon früher ausgespielt. Jetzt bei seiner Einkerkerung ging es im Grunde nicht um sein Schicksal, sondern um die Interessen des Kaisers und der Stadt Basel. Aber Andreas verlor doch sein Letztes, die Freiheit, und die wohl noch immer gehegte Hoffnung auf Beistand von irgend einer Seite her. Jedenfalls gab es nun Stunden, da die Finsternisse der Verzweiflung den stolzen leidenschaftlichen Prälaten umgaben; er bekannte sich schuldig, er zeigte Reue, und auf sein wiederholtes Begehren ließen sich endlich ein paar Zeugen herbei, unter ihnen der päpstliche Gesandte Anton de la Roche, um ihn anzuhören. Am 2. Januar 1483, im Spalenturm, bekannte er vor Diesen, aus Rachsucht ein Konzil angeregt und den Papst schändlich und lügnerisch geschmäht zu haben; er revozierte und annullierte Alles, pries den Sixtus als frommen heiligen und hochgelehrten Greis und Pontifex und bat ihn um Barmherzigkeit. Wiederholt beteuerte er, daß ihn sein Gewissen zu solchem Bekenntnis dränge, nicht die Hoffnung frei zu werden. Aber es gab gleichwohl Leute, die an der Aufrichtigkeit dieser Reue zweifelten und in ihr nur ein Mittel des Andreas sahen, um aus dem Turm zu kommen. Der Rat wenigstens verfügte sofort nachher die strengere Verwahrung und Bewachung des Gefangenen, was um so gerechtfertigter war, da auch von außen her sich mächtige Hände verlangend nach Andreas ausstreckten.

Während Papst Sixtus seinen Sieg über diese Basler Schismagefahr durch Botticelli in einem mächtigen Fresko der vatikanischen Palastkapelle verherrlichen ließ, führte sein Nuntius den Kampf wider Basel weiter; Rom war durch die Inhaftierung des Andreas nicht befriedigt und verlangte die Auslieferung. Zwar erklärte der Rat auch jetzt wieder seine Appellation. Aber derselbe Papst, an den er appellierte, hatte ja am 14. Dezember die Kreuzzugsbulle erlassen und am 20. Dezember, am gleichen Tage, da Andreas zu Basel in den Kerker gelegt worden war, jene Befehle zur Mißhandlung Basels gegeben, die jetzt so empfindlich zu wirken begannen. Mit Ausführung dieser Befehle, mit Handhabung des seit September bestehenden Interdikts, mit Verkündigung nun auch der Kreuzzugsbulle fuhr Bischof Sessa fort, Basel zu quälen, dem Kaiser und scheinbar auch dem Papste und dessen der Stadt günstig lautenden Zusicherungen zum Trotz. Er

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 882. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/361&oldid=- (Version vom 4.8.2020)