Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 2,2.pdf/367

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Siebentes Kapitel.
Lebensformen und Gesinnung.




Die Geschichte Basels von der rudolfinischen Zeit bis zur Reformation ist durch eine Entwickelung beherrscht, die zur Beseitigung des alten Stadt­herrn und seines Anhangs des Adels, zur Behauptung von Unabhängigkeit und Macht am Oberrheine gegenüber den Fürstengewalten Österreich Markgrafschaft und Burgund, zur Lösung vom deutschen Reich und zur dauernden Verbindung mit der schweizerischen Eidgenossenschaft führt.

Dieser gewaltige Vorgang wird in seiner Bedeutung noch dadurch gesteigert, daß dem politischen Sieg eine wirtschaftliche Überwältigung zur Seite geht und daß die Macht der vom Stadtherrn vertretenen Kirche durch Säkularisation der Bildung und in ihrem eigensten Gebiete zuletzt durch die Reformation gebrochen wird.

Überall hiebei ist Träger der Entwickelung, ist Sieger und Überwältiger das Laientum, das Städtertum, die Bürgerschaft.

Diese Bürgerschaft, zu der trotz aller sozialen Aussonderung innerlich auch die Achtbürger durchaus gehören, beschäftigt uns.

Das bürgerliche Wesen, durch eine große mannigfaltige Gesamtheit dargestellt, gibt dem Leben Sein und Leisten der Stadt das Gepräge; es wird dabei in seiner eigenen Art, unter allmählicher Ausscheidung des vornehmen Elementes, immer einheitlicher plebejisch. Es bewirkt, daß die städtische Territorialpolitik wesentlich durch Verkehrs- und Handelsinteressen bestimmt, die Politik überhaupt spezifisch kaufmännisch geartet ist. Je mehr auch das städtische Regiment unter die Gewalt zünftischer Anschauung gerät, um so unwiderbringlicher scheidet aus der politischen Geschichte Basels die Größe, um so weniger handeln Diejenigen, die das Gemeinwesen seine Staatsmänner nennt, mit weitem Blick und im Geist entschlossenen Wagens und Bahnbrechens. Aber trotz dieser Einbuße bleibt dem Städtertum, in seinem weitesten Begriffe genommen, noch immer genug der Stärke und des Verdienstes. Es hauptsächlich läßt die Kirche leben, es waltet in den

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 888. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/367&oldid=- (Version vom 4.8.2020)