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den Gewerbsleuten in Basel Geld und tragen davon Gewinn und Verlust. Auch der Basler Rat ist ihr Schuldner, Hans Wattenheim und Bernhard von Efringen stehen als Geldgeber in zahlreichen Urkunden des Predigerklosters; unaufhörlich gibt Hans Heinrich Grieb mit seinen Kreditsachen dem Gerichte zu tun. Noch mehr erfahren wir von solchen finanziellen Beziehungen nach außen, zu den Markgrafen, zu den Grafen von Württemberg usw. Für Städte und Adlige der Vorlande und namentlich für die Schweiz funktioniert Basel als der große Bankplatz, als das mächtige wirtschaftliche Zentrum. Wer rasch flüssiges Geld braucht, schickt seine Boten hierher und findet Hilfe. Weit mehr als nur ein finanziell beachtenswertes Faktum ist dies; ein bedeutender Sinn liegt darin, eine historische Wichtigkeit. Die von Laufen Kilchman Schönkint Götz Heinrich von Eptingen Änneli Murer u. A. sind solche Geldgeber; auch die fromme Witwe Zibol hat die Sorgen und Freuden einer Kapitalistin und muß mit Peter von Hagenbach streiten wegen ihrer Zinsen auf der Herrschaft Rheinfelden.

Bei diesem Darleihensgeschäft von Stubenherren handelt es sich um ein als standesgemäß geltendes Geldverdienen. Wer aber in dieser Gesellschaft ohne derartig verwendbare Mittel ist, kann auf die vornehmste Weise Mangel leiden. Daher man für Söhne von Familien, „die verarmen, weil sie kein gemeines Gewerbe treiben dürfen“, bei Gründung der Universität in den Professuren anständige Lebensstellungen zu schaffen hofft; es wird empfohlen, die Lehrstühle stets nur auf kurze Zeit zu besetzen, um bei Gelegenheit zu Gunsten solcher Junker über sie verfügen zu können.

In welchem Maße die Stubenherren politisch wichtig sind und wie namentlich die Achtbürger unter ihnen gerade jetzt Großes für das Gemeinwesen leisten, ist schon erwähnt worden.

Aber auch das höchste politische Verdienst und die stärkste finanzielle Kraft Einzelner hemmen nicht das der Gesamtheit zugeteilte Verhängnis; die Hohe Stube geht in diesen glänzenden Jahrzehnten unaufhaltsam ihrem Ende zu.


Die sie bedrohende und zuletzt besiegende Macht ist die breitgedehnte unübersehbare Zunftgesellschaft. Seit anderthalb Jahrhunderten auf dem Wege zur Beherrschung des öffentlichen Wesens, und nun beinah am Ziel. Sie ist dabei nichts Kompaktes, sondern durch Verschiedenheiten und Gegensätze aller Art zerrissen.

Sichtbarer als je tritt jetzt aus dieser Masse die Gruppe der Zunftgewaltigen vor; von verschiedenen Zünften her, namentlich Schlüssel Bären

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 903. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/382&oldid=- (Version vom 4.8.2020)