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Safran, aber auch Gartnern und Schmieden, findet sie sich zusammen. Ihr Gemeinsames ist das im Großen betriebene Gewerbe, der Reichtum, der Geldstolz, die Ambition nach einer Macht im Gemeinwesen, die der wirtschaftlichen Macht gleichkommt.

Das sind die Bär Rieher Meltinger Zscheckabürlin Irmi, weiter die Eberler Bischoff Meyer Hütschi Jungerman u. A. Lauter Kaufherren und große Krämer; sie spekulieren auch in Liegenschaften; sie treiben Kreditgeschäfte; sie haben Bergwerke; von ihrer Stellung in der Stadtwirtschaft, von ihren Handelsgesellschaften, von ihrer Verlegerei usw. ist schon die Rede gewesen. Als das Charakteristische des glücklich gewordenen Mannes dieser Kreise gilt dem Volke, daß er nicht mehr zu arbeiten brauche, Geld auf Zinsen ausleihen könne und im Regimente der Stadt sitze.

Einzelne dieser Existenzen lernen wir aber noch näher kennen.

Im Hause zur Augenweide die Zscheckabürlin. Sie sind und bleiben Krämer auch im Großbetriebe und lehnen, trotzdem sie das mächtigste Vermögen zusammengebracht haben, den Übergang zur Hohen Stube konsequent ab. Sie halten am Geschäfte fest; Bank und Bergwerk müssen sich mit dem Detail ihres frequentierten Kaufladens zum Pfauen vertragen. Aber zwei Töchter verheiratet der alte Hans an Adlige, den ältesten Sohn läßt er in Paris und Orléans studieren und gibt ihm den Johann Reuchlin als Hofmeister mit. Nach seinem Tode beherrscht die Witwe Margareth als energische Frau das Haus und schafft auch Ordnung, da Zank ausbricht wegen des Heiratsgutes der einen Tochter, dann wegen der Kosten des Studiums von Hieronymus. Das allen Familiengliedern Wichtige ist doch die Geltung nach Außen. Auch als Zünftler wollen sie, die Reichsten der Stadt, obenan stehen. Daher die vielfach erzeigte Großheit in Stiftungen der Devotion, daher auch die Geldopfer für den Studenten Hieronymus, in der Erwartung, daß er als Doktor aus der Fremde heimkehre und den väterlichen Sitz im Rat einnehme. Er tut dies dann doch nicht, sondern wird Mönch, wobei er, wie die Geschwister behaupten, das Elternhaus zu Gunsten des Klosters ausplündert.

Ohne rechte Haltung steht daneben Andres von Walpach, mit dem das Geschlecht jenes großen Geldherrn des XIV. Jahrhunderts seinem Erlöschen zugeht. Zeitweise benimmt er sich sehr vornehm, ist mit einer Adligen verheiratet, hat Lehen vom Reich, vom Markgrafen usw.; zwischenhinein ist er wieder ganz bürgerlich und in Kräften reduziert.

Heinrich Sinner dagegen erweist sich konsequent als der vollendete Typus des händelsüchtigen aufbegehrischen widersetzlichen Zünftlers. Mit

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 904. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/383&oldid=- (Version vom 4.8.2020)