Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 2,2.pdf/384

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

seinen Unfugen und bösen Reden beschäftigt er den Rat unaufhörlich, während sein ähnlich gearteter Bruder Klaus mit der Schwiegermutter im ärgsten Streite liegt und, da er krank wird, durch Frau und Mägde vergiftet zu sein behauptet.

Wie bei den Söhnen des reichen Bäckers Kilchman fast nur von Trotz Händelsucht und einem in übelm Sinne herrenmäßigen Treiben zu reden ist, so begegnen dieselben Manieren auch bei andern übermütigen Jungherren, den Eberler, den Meyer, den Waltenheim u. A. Was Hans Eberler zusammen mit Hütschi Gsell Zscheckabürlin verübt, ist allerdings Münzbetrügerei, wenn auch Einige dabei nur an die vornehme Zeitmode der Alchimie zu denken scheinen.

Dann aber erscheint dies ganze Eberlerwesen zum Stärksten und Vielseitigsten erhoben in Mathis Eberler, einem Vetter des Hans. Sein Reichtum macht ihn zum Großkreditor des Bischofs, seine Fähigkeiten helfen ihm zu den Stellen eines Ratsherrn und eines Statthalters am Oberstzunftmeistertum. Aber was ihn vor uns sich bewegen läßt wie einen Lebenden, sind mannigfaltige Kunden andrer Art: von der Verwilderung seines Ehestandes, von seinem Jähzorn und seiner Gewalttätigkeit, aber auch von der großen prachtliebenden Art, mit der er sich das Haus zum Engel auf dem Nadelberge baut und ausstattet, zu Hiltalingen als Schloßherr lebt, in der St. Peterskirche Kapelle und Grab bereitet u. dgl. m.

Alle diese Nachrichten von Familien und Einzelnen führen uns in denselben Kreis. Es ist die Welt der Unternehmenden und der Genießenden, aber auch der an der Beherrschung der Stadt Beteiligten. Ihre außerordentliche Lebenskraft, bei einzelnen dieser Familien während nur kurzer Zeit wirksam und wie aufgestaut in Wenigen, waltet durchweg: in der politischen Leistung, in der gewerblichen Arbeit, in der opulenten Kirchenstiftung, im Übermute der sich Alles erlaubt. Dabei geht meist, auch hart neben dem emsigsten Geschäftsgeiste, alles Sinnen solcher Kaufleute aus Imitation der Pracht, des Lebensgenusses, der stolzen Geberde, die sie nur in der vornehmen Welt heimisch wähnen. Ein Streben, das bis zur törichten unglückbringenden Sucht ausarten kann; Hans Jungerman zeigt uns die höchste Steigerung dieses Wesens.

Als Krämer aus Masmünster erwirbt Heinrich Jungerman 1437 das Basler Bürgerrecht; er wird zu Gartnern, zu Safran, zu Hausgenossen, zu Schmieden, zum Schlüssel zünftig und kommt in den Rat; er erwirbt mehrere Häuser, er heißt Wechsler und Kaufmann. Sein Sohn Hans handelt weiter mit Tuch Samt Eisen Venedigerglas usw.; Alles umfaßt er Kraft

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 905. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/384&oldid=- (Version vom 4.8.2020)