Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 2,2.pdf/386

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und aller Welt geöffnet. Die Humanisten preisen sie. Der Florentiner Diplomat Ugolini bewundert die Trefflichkeit ihrer Lage und ihrer Verbindungen. Ihr Ruhm ist unverkennbar gesteigert, und jedes hier gedruckte Buch trägt ihn neu in die Weite hinaus.

Aber auch die allgemeine Erregung, die unverkennbar größere Beweglichkeit aller Welt werden hier spürbar. Wie die Durchwanderung stärker und mannigfaltiger wird, so auch die Zuwanderung; sie wächst nicht allein numerisch, sondern ist auch qualitativ gehoben. Als junge Kraft eigentümlichster Art ist hiebei die Universität wirksam. Seit 1460 entsteht durch sie inmitten des alten Basel ein neues, bildet sich eine frische Schicht der Einwohnerschaft, sowohl hoher als niederer, sowohl flottanter als dauernder Art; jedenfalls aber neben der alle Welt kennenden Kaufmannsgesellschaft eine zweite, in höherm Sinn internationale Gesellschaft.

Von der Wichtigkeit der Fremden für die städtische Kultur war schon wiederholt zu reden. Wir beschränken uns hier darauf, die verschiedenen Influenzen dieser Art zu nennen.

Die französische zumal, die hauptsächlich im Bereiche des Adels und der großen Kaufleute fühlbar ist; aber auch Cluny, sodann die Universitäten Paris Orléans Dôle usw. wirken mit Macht herüber, und in andrer Weise wieder vertreten heimkehrende Söldner oder Männer wie Thomas Basin 1468 und die vornehmen Exulanten aus der Freigrafschaft 1479 das wälsche Wesen.

Der Einwanderung aus Schwaben, von der auch der Predigermönch Fabri redet, werden wir in lebendigen Einzelfiguren gewahr beim Hofgerichte sowie in der städtischen Kanzlei, in überraschend reichen Scharen sodann bei den Gewerben der Goldschmiede Maler u. dgl.

Endlich Italien mit unvergänglichen Gaben. Wie es Lehre und Anregung der verschiedensten Art bringt, zeigen der Basler Handel und die Basler Wissenschaft, vergegenwärtigen überdies hier am Orte selbst der Florentiner Lampertus Bernardi de Lamperteschis und der Neapolitaner Lodovico Cescases.

Aber mit der Erwähnung solcher Einzelheiten kann die Bedeutung der Gesamteinwirkung des Auslandes auf die Stadt nur angedeutet werden. Auch haben wir uns dabei stets dessen zu erinnern, welche Grenzen Basel selbst solcher Einwirkung setzte. Wie es aller Macht und Menge des die Stadt durchflutenden Weltverkehrs gegenüber das Eigenste seiner Art doch stets unberührt erhielt. Aber auch wie es, durch keinerlei wälsche Influenz bestimmbar, sich immerfort als Grenzposten deutschen Wesens fühlte. Wir lassen das Eine wie das Andre gelten und haben gleichwohl festzustellen,

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 907. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/386&oldid=- (Version vom 4.8.2020)