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an Silbergeschirr ist zu verschwenderischer Fülle geworden. Auch der kleine Bürger, der einsame Kaplan besitzen zuweilen ganze Reihen von Schalen Bechern usw.

Auffallend in den neuen Hausratverzeichnissen ist die große Zahl einzelner Stücke, das Vielerlei und die Spezialisierung. Wie mächtig ist aber der Hintergrund all des häuslichen Tandes. Dieser steht neben dem jetzt jede Kirche und Kapelle bis zum Übermaß füllenden Zierrat, neben der gleichfalls jetzt und in erster Linie von Basel aus in alle Lande gehenden Fülle von Holzschnitten Kupferstichen usw., neben den unvergleichbaren Werken einer hohen und neugearteten Kunst. Überall sehen wir die Wirkungen einer betriebsamen Tätigkeit in Handel und Gewerbe, den verbreiteten Wohlstand, das Behagen, die Üppigkeit. Die von Verlangen aller Art und von hoher Kraft erfüllte Zeit weckt immer neue Bedürfnisse, steigert unaufhörlich Empfinden und Fähigkeit.

Wie könnte hier von jeder Einzelheit dieser Lebensfülle geredet werden? Sie umfaßt das Höchste und das Niederste.

Es ist auch die Zeit starker Blüte des Gewürzhandels, und die Basler Spezierer, die sich rühmen, auf allen Märkten der Welt nur das Beste zu kaufen und die höchsten Preise zu zahlen, erziehen durch ihren Import Mode und Bedürfnis. Zwar die Feigen, die Meertrauben, der Konfekt aus Pfirsichkernen, mit denen Bischof Johann beschenkt wird, mögen schon alte Bekannte sein. Aber zum ersten Mal ist dabei von Pomeranzen die Rede. Jetzt kommt auch der Reis auf die Tische; mit seinem Import aus der Lombardei bereichern sich die Irmi. Daneben wird der Zucker genannt, immer noch als Seltenheit; gleich dem Malvasier ein Genuß, den sich nur Wenige gönnen dürfen. Die Karthäuser werden in der Aderlaßzeit durch gute Freunde mit diesen Delikatessen getröstet; sie gehören auch zu den Promotionsgebühren der theologischen Fakultät.

Außer dem Malvasier finden nun noch andre wälsche Weine Aufnahme: Zitwin Veltliner Lurer usw. Der Rat regelt ihren Ausschank und ihre Verungeltung, und neben diese südlichen Novitäten tritt jetzt als Import aus dem Norden das Bier. 1488 wird es hier heimisch mit dem Bierbrauer Hans Berwanger von Speyer, und 1491 tritt in die Gartnernzunft der Bierbrauer Adam Zeller. Vorerst scheint der Rat dieses neue Getränk noch nicht sehr ernst zu nehmen; im März 1490 beschließt er, einstweilen keine Steuer davon zu erheben, sondern „hin lan triben, denn man versehe sich eins guten herpst, gott well es war machen, amen.“ Aber im Jahre darauf schon, offenbar bei wachsendem Bierkonsum, ist er andrer

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 909. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/388&oldid=- (Version vom 4.8.2020)