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Wir tun gut daran, die hohe Bedeutung eines derartigen Zusammentreffens und den Reichtum der nun in Folge hievon beständig eintretenden gegenseitigen Einwirkungen uns so klar als möglich zu machen. Die Gesamtheit des städtischen Daseins ist dadurch merkwürdig gehoben und jedes Ereignis gewinnt in diesem gemeinsamen Spiel der verschiedensten Kräfte sein eigentümliches Leben. Dasselbe mächtige Jahr 1474, das Heynlin Reuchlin Amerbach u. A. von Paris nach Basel bringt, ist auch das Jahr der Kriegserklärung Basels an Herzog Karl von Burgund. So reich an Inhalt und von so starker Gesinnung ist diese Zeit. Und wichtig ist, daß neben der Universität die völlig freie wissenschaftliche Arbeit hier gleichfalls eine ihr vor andern Orten zusagende Stätte findet.

Inmitten einer so glänzenden und hochgestimmten Welt, unaufhörlich berührt durch ihre starken und mannigfaltigen Anregungen, wächst heran, was Laienbildung heißt.

Von den im Gegensatze zum traditionellen Monopol der Kirche sich erhebenden Mächten des weltlichen Gelehrtentums und des gebildeten Laienvolkes beschäftigt uns das letztere.

Schon frühe finden wir auch in Basel die „klugen Laien“ Königshofens. Aber wir vernehmen wenig Bestimmtes von ihnen. Viel mehr als bei der Geistlichkeit tritt bei der Laienbevölkerung, wenn wir deren Bildung zu erkennen wünschen, an Stelle einzelner Äußerungen das große Zeugnis des Tuns und Vollbringens selbst. Wir haben das Dasein der Stadt vor uns und folgen der Entwickelung. Der Gang der Geschichte, die politische Leistung, die künstlerische Produktion, Verkehr und Lebenshaltung überhaupt dokumentieren zur Genüge. In besonderer Weise gibt Aufschluß die Entstehung der nur dem Bildungsbedürfnisse von Laien dienenden Schulen gegen Ende des XIV. Jahrhunderts.

Von da an werden auch die profanen Bildungszustände kenntlicher durchsichtiger. Zahlreiche persönliche Äußerungen geben uns Einblick. Die Zeit stellt immer größere Forderungen an den Einzelnen, die Anregungen mehren sich, und höchst bezeichnend sind die das Entstehen des Universitätsgedankens vorbereitenden Stimmungen. Die Beratungen der Behörden über die Universitätsgründung selbst aber zeigen dann deutlich, wie auch in Laien eine Gesinnung und Kraft moderner Art tätig ist und sich selbstbewußt neben der Kirche für das Zustandekommen der Hohen Schule regt.

Mit der Eröffnung dieser Anstalt beginnen neue Zeiten auch für das außerhalb der Gelehrsamkeit liegende Gebiet. Das Geistige in seiner ewigen Dauer besteht als ein Ehrfurcht Forderndes, als ein Veredelndes fortan

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 912. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/391&oldid=- (Version vom 4.8.2020)