Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 2,2.pdf/408

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sind, kann es dazu kommen, daß weder der alte Eigentümer noch der Zinsmann mehr Aufwendungen auf ein durch Brand Alter usw. beschädigtes Haus machen wollen; dieses wird verwahrlost und verlassen, sodaß wüste Stätten und herrenlose Ruinen das Stadtbild schänden. Tiefer liegt eine andre und gewiß die entscheidende Absicht: die wirtschaftliche Macht des Klerus einzudämmen, den Wohlstand der weltlichen Einwohnerschaft zu sichern. Doch auch hiebei verfährt Basel mit Zurückhaltung. Wie es später und mäßiger als andre Städte Bestimmungen gegen die Häufung von Immobilien in der Hand der Kirche trifft, wie es sich mit der kirchlichen Steuerfreiheit zufrieden gibt, so sehen wir auch hier, daß der Rat dem Klerus, den er im Politischen meistert, im Finanziellen nicht allzu wehe tun will.


Auch den Werken der Armenpflege und Fürsorge tritt die weltliche Gewalt nahe. Sie übernimmt Funktionen der Kirche in eigene Hand oder sie beteiligt sich helfend und beaufsichtigend.

Auf solche Weise können einzelne, aus Stiftungen der Devotion entstandene Anstalten dadurch, daß sie weltlichen Pflegern unterstellt werden, beinahe zu städtischen Unternehmungen werden.

So hat die Elendenherberge Wilers ihren Pfleger aus dem Rate, ebenso das Kleinbasler Almosen. Kilchman stellt sein Hospiz, Peter von Weißenburg seinen Spendefonds sofort unter die Augen von Ratsvertretern.

Wir erkennen hierin, in gleicher Weise wie bei den Pflegereien von Klöstern, den Willen der Behörde sowie der Bevölkerung, daß auch zur innern Verwaltung dieser Anstalten gesehen werde und daß in ihnen eine Ordnung herrsche, die den Anschauungen und Gepflogenheiten weltlichen Regimentes entspreche. Im Besondern muß es ein Wunsch der Donatoren sein, die Verwendung des von ihnen Hingegebenen unter öffentliche Kontrolle zu stellen und auf diesem Wege die Erfüllung ihrer Absichten zu sichern.

Aber hierüber hinaus haben wir es noch mit einem unmittelbaren und Alles umfassenden Eingreifen des Rates zu tun.


Das Bettlerwesen hat Zustände, deren Größe und Last wir uns nur schwer vorstellen können.

Die Kriege und Fehden, die Landverwüstungen, die Leibes- und Verbannungsstrafen der Justiz schufen zusammen mit wirtschaftlichem und sozialem Mißgeschick normaler Art immer neue Massen von Notleidenden, von Heimatlosen, während zur gleichen Zeit keine irgendwie genügende Fürsorge

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 929. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/408&oldid=- (Version vom 4.8.2020)