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vernehmen wir von diesen Dingen so wenig. Aber in italiänischen Soldlisten schon des XIV. Jahrhunderts steht mancher Basler verzeichnet, und auch später noch, gelegentlich, klingt da und dort in der Ferne der Name eines solchen durch Krieg und Abenteuer verschlagenen Bürgers: 1442 in Bologna der des Hans Vogler, im venezianischen Heere der des Hans Hartenlawlin aus der Goldenen Barbe am Kornmarkt, 1483 in Kairo bei den Mameluken der des Konrad Sevogel.

Konrad zur Sonnen ist Söldner des Herzogs von Lothringen, sein Bruder Jerg genannt Fürnach hat zuerst dem Basler Rat als Reiter gedient, dann dem König Karl VII. von Frankreich als Gardist und ist dort gerne gesehen, „ein schöner Mann, jung lang und gerade“. Im Dezember 1446 ermordet er mit Hilfe seines Knechts in einem Walde der Touraine einen Deutschen, den Müller von Tambach, der bei den königlichen Armbrustschützen gedient und seinen Abschied genommen hat und nun mit Gold und Kleinodien auf dem Wege nach Hause ist. Jerg zur Sonnen beraubt ihn und kehrt nach Basel zurück; hier heiratet er des Oberstzunftmeisters Ospernell Witwe, hat aber auch eine Dirne bei sich, die er mißhandelt, und immer ist um ihn das unheimliche Gerücht von einer Mordtat; „er hat einen bösen Flecken“. Zuletzt, nach Jahren erst und auf Klage einiger königlicher Bogner, Kameraden des Ermordeten, kommt es hier zur Untersuchung, und Jerg wird nach scharfen Verhören, bei denen er den Mord bekennt, im Mai 1461 hingerichtet. Die Witwe Barbara stiftet zu seinem Gedächtnis eine Pfründe mit einem Altar in der Ehre St. Georgs und heiratet dann ihren dritten Mann, den Mathis Eberler im Engelhof.

Das ist eine Episode aus dem Reisläuferleben. Aber natürlich haben wir noch an Anderes zu denken. Daran, wie die Weite den kleingebornen Städter erziehen und jeder Reisläufer neue Gedanken und Bilder nach Hause tragen konnte. Auf keinem andern Wege wurden große Weltereignisse so kräftig und eindrücklich, als Miterlebtes, der Heimat nahe gebracht.

Seit den 1440er Jahren sehen wir den Rat gegen das Reisläufertum einschreiten. Es ist auch hierin der Geist und die Kraft der sich fühlenden Stadt. Die Obrigkeit will ihre Leute bei sich und zu ihrer Verfügung haben, sie nicht Andern Jugend und Leben hingeben lassen.

Daher die Erlasse wider das Laufen unter fremde Fahnen. Das Verbot wird oft wiederholt, also oft übertreten, und ist immer wieder von Nöten.

Bei Seckenheim, bei Giengen kämpfen Basler Adlige. Konrad von Bärenfels und Hans Münch dienen dem Grafen von Württemberg. Klaus Murer macht die blutige Schlacht der Österreicher wider die Venezianer

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 937. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/416&oldid=- (Version vom 4.8.2020)